Das etwas andere Reisetagebuch

  

Busreise in die Normandie / Bretagne

 

 Eine Woche im Mai 2013

 

 Bemerkung dazu:

 

Bei diesem „etwas anderen Reisetagebuch“ handelt es sich nicht um ein Reisetagebuch, welches man zur Hand nehmen kann, um zu erfahren, was es interessantes in diesem Teil der Welt zu sehen gibt, sondern um die Beschreibung der Tage, die ich dort verbracht habe. Es fließen persönliche Gedanken, Gefühle und Betrachtungsweisen genauso mit ein, wie Erläuterungen über die Landschaft, bzw. was ich davon gesehen habe. Es beschreibt meine ganz persönliche Sichtweise und Meinung über das, was ich hier vorfand.

Ich versuche auch, die verschiedenen Stimmungen aufzufangen, die dieses Land und seine Leute mir schenken und würde mich freuen, wenn ich dies entsprechend weiter geben könnte.

 

Diese Reise mache ich in einer Reisegruppe, mit einem Busunternehmen. Ich werde das Reisetagebuch in Ich-Form schreiben, da es mit Gedanken und Gefühlen bestückt wird und ich diese nur von mir persönlich wiedergeben will und kann.

 

 

Imposante Landschaften - malerische Strände - elegante Seebäder:
Rouen - Honfleur - Deauville - St. Malo - Mont St. Michel – Dinan – Dinard - Cap Fréhel

 

So werben die Busunternehmen für diese Reise. Schon lange möchte ich mir die Normandie ansehen und auch die Cotes d’Armor / Bretagne, dieses Jahr buche ich nun endlich. Ich habe mich für eine 7-tägige Busrundreise entschieden, da ich alleine fahre ist das die ideale Möglichkeit für mich.

 

Vor ein paar Jahren waren wir zwei Wochen im Departement Finistere/Bretagne, uns hat dieser Teil der Bretagne ausnehmend gut gefallen, so bin ich auch dieses Mal voller Erwartungen J und freue mich auf schöne Fotomotive. Mir ist aber auch bewusst, dass eine Busrundreise unter Umständen an für mich schönen Fotomotiven vorbeiführt, denn die Stopps sind vorgegeben, da kann nicht danach gefragt werden, was eine aus der Gruppe nun gerne fotografisch festhalten möchte. So nehme ich mir vor, alle Stopps diesbezüglich zu nutzen, so gut es eben geht. Man wird sehen.

Vor zwei Jahren hatten wir bereits eine Ferienwohnung in der Normandie gebucht, wollten zwei Wochen dort verbringen, haben dann aber erfahren, dass 30 km davon entfernt ein großes Kernkraftwerk neu entstanden war. Aus diesem Grunde haben wir damals die Buchung storniert und auf den Normandieurlaub verzichtet. Wenn man dann noch weiß, dass von der Wiederaufbereitungsanlage in Le Hague täglich was weiß ich wie viele hunderte Liter nuklearer Abfall durch Km-lange Rohre ins Meer entsorgt werden, dann möchte ich eigentlich gar nicht dorthin fahren. Trotzdem locken die Normandie und die Cotes d’Armor, wenigstens ein paar Tage, also wird der Koffer gepackt.

 

 

"Sunshine Reisen" - das klingt doch gut -

und ja... da fahre ich mit! :-)

Montag, 06.05.2013

 

Als ich aufstehe, gehe ich zuerst einmal hinaus auf die Terrasse, um zu sehen, was das Wetter verspricht. Es sieht gut aus, der Himmel ist klar, man ahnt, dass es ein schöner Tag werden wird. Im Osten sehe ich eine sehr schmale Mondsichel, die am Himmel leuchtet, sie wirkt wie angestrahlt, so intensiv leuchtet diese dünne Sichel.

Die ersten Vögel singen schon, es ist zwar bereits hell, aber die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Das sind die Frühsinger, die nicht mehr warten können, bis endlich der Tag beginnt. Ähnlich geht es mir heute auch, ich könnte einerseits singen, weil ich mich auf diese Reisetage freue, andererseits aber bedaure ich schon, dass Dieter, mein Lebenspartner, nicht mitfahren kann.

 

Um 6:15 Uhr soll ich an dem Treffpunkt, 6 Km von unserem Wohnort entfernt, von einem Zubringerbus abgeholt werden, also fahren wir vor 6 Uhr bereits los. Dieter bringt mich hin, es ist ein komisches Gefühl, zu wissen, dass er nicht dabei sein wird, dass er nachher nach Hause zurück fahren wird. Aber da muss ich durch, ich wollte es ja so ;-) Unterwegs sehen wir den Morgennebel, der noch über dem Morbach und der Bruchlandschaft liegt, sieht fantastisch aus – das wäre schon das erste schöne Naturfoto.

Am Treffpunkt warten wir ein paar Minuten, da kommt auch schon der Zubringerbus, es steigt noch ein Pärchen mit ein. Von Dieter muss ich mich nun für die nächsten sieben Tage verabschieden, ich steige in den Bus und lasse alles einfach auf mich zu kommen. Ich habe mir vorgenommen, vom ersten Moment an diese Reise zu genießen, alles intensiv aufzunehmen und mich daran zu freuen, dass ich mir einfach die Zeit nehmen kann, wegzufahren, wenn mir danach ist.

Ich winke Dieter zu, er fährt am Bus vorbei – natürlich in die andere Richtung.

 

Kurz vor 7 Uhr sind wir in Saarbrücken, dort wird in die entsprechenden Busse umgestiegen, sie fahren an diesem Morgen in alle möglichen Richtungen. So fährt das Pärchen, welches mit mir eingestiegen ist, in die Toskana, ein weiterer Bus fährt nach Istrien… usw.

Es wird uns das Kennzeichen des Busses genannt, in den man einsteigen muss, schnell habe ich meinen Bus gefunden und bekomme einen Sitzplatz zugewiesen neben einem älteren Mann, der offensichtlich auch alleine reist. Als wir dann mitbekommen, dass der Bus nicht voll besetzt sein wird, setze ich mich ein paar Reihen weiter nach hinten und habe so für die ganze Fahrt eine Zweisitzer Reihe für mich alleine. Das macht die Fahrt natürlich viel bequemer. Während der ganzen Woche behalte ich diesen angenehmen Platz.

Gegen 8 Uhr – mit Verspätung, weil ein Zubringerbus mehrere Leute vergessen hat – fahren wir dann endlich los in Richtung Frankreich und sind nach ein paar Minuten schon über der Grenze. Ich nehme meinen MP3-Player und lausche meiner Musik, während ich aus dem Fenster schaue und die Landschaft an mir vorüber ziehen lasse.

Über den Gang, neben mir, sitzt ein Ehepaar, etwas älter als ich, vor mir ebenfalls. Wie ich sehen kann, sind die meisten Leute Mitte 60/Anfang 70, aber ich sehe auch ein paar, die etwas jünger sind. „Passt ganz gut“, überlege ich so für mich.

Wir fahren in Richtung Paris, dann weiter nach Rouen, wo heute übernachtet werden soll. Um 10 Uhr wird der erste Stopp gemacht, kleine Pipipause, der Fahrer bietet Kaffe und andere Getränke an, ebenso können wir eine warme Wurst für die spätere Mittagspause bestellen. Jeder bekommt ein Kärtchen, auf dem er Striche machen kann, wenn er etwas bei dem Fahrer kauft, abgerechnet wird erst am letzten Tag der Reise. „Das nenne ich Vertrauen“, denke ich mir.

 

Die Gegend wird immer flacher, sehr viele herrliche Rapsfelder leuchten in ihrem Gelb, rotbraune Felder und junges Grün machen das Bild immer wieder sehr farbenfroh. Sehr viel Ländliches, wie immer in Frankreich, mir gefällt das sehr. Am Rande der Autobahn sehe ich tausende von Schlüsselblumen, teilweise wie gesät. Langsam bewölkt es sich, wir haben 14 Grad, wie ich an der Busanzeige ablesen kann… nicht gerade sehr warm.

Als wir Mittagspause machen, haben wir bereits 20 Grad, viel besser – und die warme Wurst mit Brot schmeckt auch recht gut.

Erste Blicke zwischen den Reisenden werden getauscht, ein erstes Lächeln… noch ist man sich fremd und taxiert sein jeweiliges Gegenüber, fragt sich, in welche Schublade man dieses fremde Gegenüber einordnen könnte. Für mich immer wieder interessant, Menschen kennen zu lernen. Irgendwie erscheinen mir meine Mitreisenden alle recht offen und freundlich.

 

Es geht weiter in Richtung Rouen/Normandie, wo wir dann um 15:30 Uhr ankommen, unser Hotel liegt an der Seine, lediglich eine sehr stark befahrene Hauptstraße trennt uns davon. Wir beziehen das Hotel Kyriad, wo der Fahrstuhl nicht funktioniert – und ich bin im 4. Stock untergebracht. Das wäre ja an sich kein Problem, aber mein Koffer ist zu schwer, den kann ich nicht alleine nach oben schleppen, also lasse ich ihn mir bringen.

Anschließend unternehmen wir eine geführte Tour in die Altstadt von Rouen. Vor dem Hotel ist der Straßenlärm so laut, dass wir die Touristenführerin fast nicht verstehen können, aber sie vertröstet uns auf die Altstadt – dort ist es dann auch viel ruhiger.

Die Altstadt von Rouen gefällt mir sehr gut, viele alte Gebäude (teils aus dem 13. Jahrhundert), wie man sie überall in Frankreich finden kann.

 

Wir besichtigen die Kirche, die Jeanne d’Arc (Johanna von Orléan) gewidmet ist. Diese Kirche hat einen äußerst ungewöhnlichen Baustil, sie ist langgezogen, soll einen Fisch darstellen.

Jeanne d’Arc wurde in Rouen im 15. Jahrhundert, bei lebendigem Leibe, auf einem Scheiterhaufen verbrannt, verurteilt von der Kirche, weil sie angeblich gegen deren Gesetze verstoßen hatte.

Später wurde sie übrigens von eben dieser Kirche zur Märtyrerin erklärt. Im 20. Jahrhundert wurde sie selig – und dann heilig gesprochen!

Anschließend gehen wir in die Kathedrale „Notre Dame“, dort liegt, unter einer lebensgroßen, liegenden Statue von Richard Löwenherz, sein Herz begraben.

Anschließend kann jeder auf eigene Faust durch die Altstadt bummeln, wo recht viel Betrieb herrscht. Ich sehe noch weitere Touristenführer mit ihren Gruppen.

Später treffen wir uns alle zum Abendessen im Hotel, ich sitze bei einem Ehepaar aus meiner Gruppe, man tastet sich an den anderen heran. Jeder geht dann recht früh schlafen, der Tag war lang.

Ich treffe mich noch mit Dieter über Skype im Internet, das Hotel bietet kostenloses WLAN an.

 

Dienstag, 07.05.2013

 

Ich werde wach, habe sehr gut geschlafen, mir fällt gleich ein, dass ich in Urlaub bin J Im Fernsehen will ich deutsche Nachrichten hören, aber leider – kein deutsches Programm. „Komisch“, denke ich mir, „im Satelitenzeitalter“! Aber egal, ich muss nicht alles wissen, die Welt dreht sich auch weiter, ohne dass ich die neuesten Nachrichten kenne ;-)

Ab 7 Uhr gibt es Frühstück, um 10 Uhr fahren wir erst weiter, da bliebe noch etwas Zeit für einen kleinen Stadtbummel, aber ich entscheide mich dagegen, weil ich keine Hektik will – und außerdem haben wir die Altstadt ja gestern schon gesehen. Es lockt zwar noch eine Markthalle, die sich immer äußerst bunt auf Fotos zeigt, aber ich will mir Zeit lassen.

Gestern Abend hat mir das Ehepaar, bei denen ich am Tisch saß, erzählt, dass sie heute Morgen zur Markthalle gehen wollen, haben sie dann auch gemacht - und von „himmlisch schmeckenden Croissants“ erzählt. Ich esse die ja auch gerne, meide sie aber immer, weil sie so fett sind.

 

Um 10 Uhr sitzen wir dann alle pünktlich im Bus, nachdem die Koffer verstaut wurden - und der Fahrer, der übrigens Axel heißt, kann wieder starten. Das Wetter ist gut, ich bin auf den Tag gespannt und darauf, was es alles zu sehen gibt.

Wir fahren Landstraße, rechts der Seine entlang, durch gepflegte Ortschaften mit teils wunderschönen Vorgärten, wo bereits etliches in Blüte steht. Auch sehe ich Reetdächer, die mir immer wieder so gut gefallen – und viel Fachwerk.

Es wird schön sonnig, wir haben bereits 20 Grad und blauen Himmel mit weißen Wolken. Wir fahren an vielen Weiden mit Kühen vorbei, die alle beim Grasen sind, manche haben sogar ihre Kälbchen dabei, wunderschön. Dabei muss ich daran denken, wie heute diese Tiere in Massenställen gehalten werden, ohne jegliche Lebensqualität, nur damit der Mensch in seiner endlosen Gier sich krank an zu viel Fleisch essen kann…!

 

Überall blühende Obstbäume, Rapsfelder, Weiden – einfach Landschaft, Natur. Irgendwann passieren wir einen Wald, dessen Boden mit tausenden von blauen Blumen bedeckt ist, ich mache Fotos im Vorbeifahren, muss aber später feststellen, dass sie nicht gut geworden sind, man probiert es eben immer wieder.

In den Bäumen sind sehr viele Misteln, ich sehe Obstbäume, die zur Hälfte blühen und deren andere Hälfte mit Misteln besetzt ist – oder auch bereits von Misteln erstickt wurden.

 

Wir fahren an zwei großen Seinebrücken vorbei, Richtung Le Havre – und schließlich stehen wir vor der „Pont de Normandie“ – der größten Seinebrücke, die Le Havre mit Honfleur verbindet. Die Brücke ist eine Schrägseilbrücke und spannt sich mit insgesamt über 2 Km Länge über das große Seinedelta, hier fließt die Seine in den Atlantik. Ihre Pylonen sind 203 m hoch, die Durchfahrtshöhe für Schiffe beträgt 52 m. Für einige Jahre war sie sogar die längste Schrägseilbrücke der Welt, mittlerweile wurde sie allerdings auf den 2. Platz verbannt.

Sehr imposant zeigt sie sich mir, auch dieses breite Delta, wie es sich zum Meer hin öffnet, eine Weite, die auch den Geist beflügelt.

Dann geht es über die Brücke nach Honfleur, ein Städtchen mit ca. 8000 Einwohnern, früher ein kleiner Fischerort. Wir haben zwei Stunden Zeit, Honfleur zu erkunden, was viel zu wenig ist, wie sich bald heraus stellt, denn der Ort ist wunderschön.

Ich streife durch die Gassen der Altstadt, mit herrlich alten Fachwerkhäusern – und komme schließlich an den kleinen Innenhafen, um den sich die schmalen, hohen Häuser drängen – ein Bild zum Verlieben.

Viele Touristen sind hier, aus aller Herren Länder, auch die japanische Gruppe sehe ich wieder, die im gleichen Hotel in Rouen übernachtet hat, als wir. Maler sitzen am Hafen mit ihren Staffeleien und malen, die Bilder kann man gleich vor Ort kaufen, aber ich begnüge mich mit selbstgemachten Fotos.

Hier findet man ein Restaurant am anderen, ein Geschäft am anderen, ein buntes Treiben, das mir gefällt. Ich beschließe, dass ich hier mal mit Dieter her muss und schicke ihm eine SMS, in der ich ihm das mitteile – ich weiß, es würde ihm ebenfalls sehr gut gefallen.

Honfleur liegt an der Seinemündung und damit auch am Atlantik, direkt gegenüber sieht man Le Havre.

Ich finde schließlich eine Sandwichbude und kaufe mir ein belegtes Baguette, weil ich hungrig bin. Zum Essen gehen ist mir die Zeit zu schade, außerdem haben wir Halbpension, also gibt es jeden Abend warmes Essen, dabei will ich es belassen.

Ich muss zum Bus zurück, die zwei Stunden sind leider gleich um, ich weiß, dass ich hier viele schöne Ecken nicht gesehen habe, auch zum Stöbern in den kleinen Geschäften reicht die Zeit nicht aus. Na ja, vielleicht klappt es ja doch einmal, mit Dieter hierher zu kommen, mit dem eigenen Auto, dann kann man sich die Zeit nehmen, die man braucht.

 

Um 14 Uhr geht es weiter, wir fahren nach Deauville, einem mondänen Küstenort. Hier findet Axel, der Busfahrer, leider keinen guten Parkplatz (er macht diese Tour zum ersten Mal, musste von heute auf morgen für einen Kollegen einspringen), so können wir den Ort nicht erkunden, sondern lediglich an einem großen Jachthafen spazieren gehen. Es ist mittlerweile sehr warm geworden mit 26 Grad und ich sitze eine Weile auf einer Bank, mit Blick auf die Jachten.

Dann geht es weiter in Richtung Saint-Cast le Guildo/Bretagne, dem Ort, in dem wir die restlichen fünf Übernachtungen haben werden, es sind noch runde 250 Km, lt. Axel. Unterwegs verschwindet die Sonne hinter den Wolken, es wird trüb. Die Landschaft ist anfangs noch etwas hügelig, wird dann aber wieder flacher, wir fahren auch streckenweise durch bewaldete Gegenden, aber meist durch Wiesen und Felder. Ich sehe viele große Bauerngehöfte, alte Gebäude, wie man sie oft und viel in Frankreich sieht – auch viele Tiere auf den Weiden, wie Kühe, Pferde, Schafe, aber auch mehrmals Esel. Und wieder diese herrlichen Rapsfelder und tausende von blühenden Obstbäumen, einfach wunderschön.

 

Um 20 Uhr sind wir dann endlich im Hotel in Saint-Cast le Guildo, die Fahrt hat sich doch viel länger hingezogen, als erwartet. Wir checken schnell ein und stürmen dann das Restaurant J Es gibt kein Buffet, auch keine Menükarte, es gibt ein Essen mit drei Gängen, was aber wohl jedem schmeckt – nur die Koteletts sind etwas zäh, weil wir über eine Stunde später da waren, als wir angemeldet waren.

Das Zimmer ist OK, ich bin im ersten Stock untergebracht, habe ein schönes Doppelbett und eine Terrasse, gefällt mir auf Anhieb. Auch hier gibt es kostenloses Internet im Hotel, so kann ich abends immer mit Dieter chatten.

 

Mittwoch, 08.05.2013

 

Heute haben wir einen Tag zur freien Verfügung, das heißt, ich kann tun und lassen, was ich will. Ich habe mir den Weckruf meines Handys auf 6 Uhr gestellt, weil ich den Sonnenaufgang fotografieren will (sie geht direkt über dem Meer auf), aber es ist stark bewölkt, also drehe ich mich um und schlafe noch eine Runde.

Frühstück um 8 Uhr. Als ich in den Frühstücksraum komme, sind schon einige von unserer Gruppe da und wir stellen fest, dass es ein tolles Frühstückbuffet gibt, Herz was begehrst du! So umfangreich hatte ich es in einem 3-Sterne Hotel nicht erwartet, da fehlt wirklich nichts.

 

Um 10 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Strand, der nur 50 m von unserem Hotel entfernt liegt. Es ist stark bewölkt und auch kühl. Das Meer ist nicht da, d.h. es ist Ebbe, also ist der Strand schön breit, man kann weit gehen, bis man den Wellensaum erreicht. Ich suche ein paar Muscheln und mache natürlich auch Fotos.

 

Dann gehe ich auf dem angelegten Weg in Richtung Hafen, der 600 m entfernt liegt, links von mir hohe Felsen, rechts das Meer, viele Boote liegen trocken im Moment. Unterwegs treffe ich ein Ehepaar aus unserer Reisegruppe, wir unterhalten uns eine Weile, dann geht wieder jeder seines Weges. Am Hafen esse ich eine Kleinigkeit in einem Restaurant, dort sitzt wieder ein Ehepaar aus unserer Gruppe. Ich habe mich auf der Terrasse niedergelassen, mit herrlichem Blick auf das Meer, der überaus freundliche Kellner bringt mir das Essen, aber ich fange kaum an, da beginnt es zu regnen. Der Kellner hat es gleich gesehen und kam heraus, um mir zu helfen, meine Essen und Getränk ins Restaurant zu bringen. „Schade“, denke ich mir, denn viel lieber hätte ich ja am Meer gesessen.

Es regnet aber nur kurz, dann wird es langsam etwas wärmer, ein leichter Wind weht angenehm mild, alles ist sehr beschaulich hier, noch nicht einmal eine Möwe schreit. Das Einzige, was ich im Moment höre, sind die Geräusche der Takelagen der Boote, die man an jedem Hafen hört, wenn der Wind sie in Bewegung bringt. Ich sehe zu, wie ein Boot zu Wasser gelassen wird, wie Menschen Muscheln sammeln, Angler mit ihren Angelruten unterwegs sind - und über allem liegt etwas Verschlafenes. So mag ich es und ich denke wieder daran, hier doch noch einmal mit Dieter Urlaub zu machen. Saint-Cast ist nicht zu groß, aber auch nicht zu klein, es hat noch etwas „normales“, ja vielleicht sogar ländliches, da es nicht zu mondän ist. Ein überschaubarer Ort – und genau das macht ihn für mich so reizvoll.

 

Später bin ich wieder am Strand, nun kommt das Meer langsam zurück, der Strand wird immer schmaler. Ich setze mich auf eine Bank und höre dem Rauschen der Wellen zu, Kinder spielen im Sand, Hunde sind mit ihren Herrchen unterwegs, oder umgekehrt? Nur in der Hochsaison dürfen Hunde nicht an diesen Strand.

Eine Gruppe älterer Leute, alle in Neoprenanzügen, laufen im kalten Wasser des Atlantiks. Staunend schaue ich zu, während sie offensichtlich und hörbar ihren Spaß haben.

 

Da fängt es wieder an zu regnen und ich gehe in die Fußgängerzone, dort kann ich mich unterstellen, denn mein Regenschirm liegt im Hotel. Ich bummele durch die paar Geschäfte, gehe an den Restaurants vorbei und treffe immer wieder auf Leute aus unserer Gruppe. Man hält ein kurzes Schwätzchen - ich fühle mich hier rundum wohl.

Beim Abendessen wird erzählt, was jeder so unternommen hat, man lernt sich immer besser kennen und hat schon so seine Leute ausgemacht, die einen am meisten ansprechen.

 

Donnerstag, 09.05.2013

 

Heute müssen wir bereits um 5:15 Uhr zum Frühstück erscheinen, weil wir um 6 Uhr abfahren – es geht auf die britische Kanalinsel Jersey, mit der Fähre.

Kurz vor 7 Uhr sind wir am Hafen von Saint Malo, unser Axel kann nicht mitfahren, da er kein Ticket bekommt. Mir ist es ein Rätsel, wieso er keines hat, gebucht von seinem Arbeitgeber?! Die Fähre ist bis auf den letzten Platz besetzt, auf Jersey erwartet uns eine örtliche Reiseleitung, die uns die komplette Insel zeigen wird.

Um 8 Uhr legt die Fähre ab, jeder hat Platzkarten, aber so 100% scheint das nicht zu funktionieren, da welche aus unserer Gruppe zwar ein Ticket haben, aber keinen Sitzplatz. Das ist nicht weiter ein Problem, viele sind sowieso draußen und lassen sich den Wind durch die Haare wehen. Ich gehe auch raus, um Fotos zu machen – später muss ich raus, weil mir übel wird, draußen geht es besser. Die Fähre schaukelt sehr stark, das hat man sofort gemerkt, als sie den Hafen von Saint Malo verließ – der Ärmelkanal hat sehr starke Strömungen, das weiß man ja, aber hier spüre ich es. „Komisch“, denke ich, „vor Jahren, als ich mit der Fähre nach England fuhr, habe ich nichts gespürt“, aber erstens kann das Wetter anders gewesen sein, zweitens war es auch eine andere Stelle im Ärmelkanal.

 

Auf Jersey angekommen, werden wir von einem Reiseleiter begrüßt, ein älterer Herr aus Holland, der auf Jersey lebt. Er und eine Busfahrerin fahren uns in einem blauen Bus rund um die Insel.

Jersey ist ca. 8 km breit und ca. 14 km lang – hat aber ein Straßennetz von 570 km, das denkt man gar nicht. Sie ist die größte Insel der Kanalinseln, liegt 20 km vor der franz. Küste und hat etwas weniger als 100.000 Einwohner. Durch den Golfstrom ist ihr Klima sehr ausgeglichen, es gibt so gut wie nie Frost, aber auch keine heißen Sommer, die Vegetation erinnert teilweise an mediterrane Verhältnisse (Drachenbäume, Palmen und sehr viele Kamelienbäume).

Jersey hat sein eigenes Geld, Jersey-Pfund, keine englischen Pfund! In großen Geschäften kann man jedoch auch mit Euro bezahlen, oder mit Kreditkarte, bzw. man muss sich etwas Geld wechseln.

 

Unser erster Stopp ist an der Küste, wir sehen, dass Ebbe ist und der Reiseführer erzählt uns, dass bei Ebbe der Strand bis zu 2 km breit wird, weil hier der Tidenhub bis zu 12 m beträgt!

Im Norden sind die Straßen teilweise so eng, dass keine zwei Autos aneinander vorbei kommen, da muss man sich dann verständigen. Unser Bus hupt vor jeder Kurve, die unübersichtlich ist.

So erfahren wir auch, dass auf Jersey der Unterschied zwischen arm und reich sehr groß ist,

„es gibt richtig arme Leute, aber auch richtig Reiche“, meint der Reiseleiter. „Aber mit „Schwarzgeld“ anlegen ist nicht mehr“, sagt er – es herrschen mittlerweile äußerst strenge Kontrollen.

 

Dann kommen wir an die Südwestspitze der Insel, dort wo der weiße, wunderschöne Leuchtturm La Corbière steht. Als wir mit dem Bus um die Ecke biegen und ganz plötzlich diesen grell-weißen Leuchtturm im blauen Meer unter uns liegen sehen, bleiben viele „Ahs“ nicht aus.

Ein einmaliger, wunderschöner Anblick!

Das Meer hat herrliche Farben, blau bis türkis, dann die weißen Wellensäume, das ist sehr kontrastreich und wunderschön anzusehen.

Hier ist die Küste von Jersey besonders felsig und daher auch extrem gefährlich, deswegen wurde 1874 La Corbière errichtet. Wir sind bei Ebbe hier und könnten zum Leuchtturm laufen, aber uns reicht die gegebene Zeit leider nicht. Wenn Flut ist, dann steht La Corbière in den Fluten des Atlantiks, sicher auch ein hinreißend schönes Bild. Wenn man bei Ebbe draußen am Leuchtturm ist, muss man gut aufpassen, denn oft kommt die Flut sehr schnell, dann ist der Rückweg abgeschnitten und man muss dort ausharren, bis das Wasser sich wieder zurück zieht.

Der Leuchtturm gehört zu den wohl am meisten fotografierten Sehenswürdigkeiten von Jersey – bei mir und einigen meiner Mitreisenden läuft der Fotoapparat heiß, ich höre es nur „klicken“

Eine Frau aus unserer Gruppe kann wohl nicht widerstehen, sie läuft zum Turm hin, weil sie ebenso gerne fotografiert, wie ich auch. Letztendlich müssen wir alle auf sie warten, weil der Weg weiter ist, als sie das einschätzte, aber ich kann sie verstehen.

Rundum an den Hängen blüht gelber Stechginster, den sehen wir in diesen Tagen immer wieder, sehr farbenfroh trägt er zu einem schönen Gesamteindruck bei.

 

Weiter geht es an der Küste entlang bis zu einem schönen kleinen Strand, dort ist auch ein Restaurant, wir machen eine kleine Mittagspause. Alle holen sich etwas zu essen, ich setze mich mit meinem Essen auf die Freiterrasse, direkt über dem kleinen Sandstrand – und genieße die Sonne, das Meer und diesen schönen Anblick.

 

Schließlich fahren wir weiter, in die Hauptstadt von Jersey, nach St. Helier. Hier haben wir dann vier Stunden zur freien Verfügung, was sich als viel zu lange erweist, da heute Feiertag ist und alle Geschäfte geschlossen sind. Ich gehe durch die Fußgängerzonen, komme in einen kleinen Park – immer auf der Suche nach Fotomotiven. Ein Mann sitzt auf einer Bank und füttert Tauben, die sich auf seiner Hand niederlassen.

 

Dann treffe ich ein paar Frauen aus unserer Gruppe, eine davon hat etwas Geld umgewechselt und lädt uns alle auf eine Tasse Kaffee ein, was wir dankbar annehmen. So sitzen wir zusammen, recht müde vom Laufen, und halten ein Schwätzchen.

Um 17 Uhr ist ein Abendessen in einem Hotel für uns bestellt, danach bringt uns der blaue Bus wieder zu unserer Fähre und es geht zurück nach Saint Malo. Axel, unser Busfahrer, wartet bereits am Hafen auf uns - um 22:30 sind wir schließlich wieder in unserem Hotel. Ich falle recht müde in mein Bett und bin auch gleich weg.

 

Freitag, 10.05.2013

 

Nach dem Frühstück fahren wir um 9 Uhr los - heute kommt ein weiteres Highlight der Reise, wir fahren zu dem Klosterberg Mont Saint-Michel, der wiederum in der Normandie liegt.

Der Mont Saint-Michel gehört zum Weltkulturerbe, liegt an der Mündung des Flusses Couesnon, ca. 1 km weit draußen im Wattenmeer. Leider ist der Klosterberg mittlerweile total versandet, nur noch ab und zu ist er vom Meer umspült.

Es wurden allerdings Maßnahmen begonnen, den Granitberg vom Schlick zu befreien, sodass er wieder vom Meer umspült wird und Ebbe und Flut wieder seinen Takt bestimmen.

Seine Anfänge gehen in das 8. Jahrhundert zurück, unvorstellbar!

Das Kloster wird wieder von Mönchen bewohnt, aus der Gemeinschaft „Jerusalem“. Die Gemeinde unterhalb des Klosters hat 43 Einwohner, wird im Jahr allerdings von 3,5 Mio. Menschen besucht!!!

 

Das Wetter ist leider stark bewölkt, sehr ungünstig zum fotografieren. Wir haben 13 Grad, als wir um 10:30 Uhr ankommen - also Jacke anziehen. Wir bekommen nur zwei Std. Zeit, um uns diesen gewaltigen Berg anzusehen, wobei schon knapp 45 Min. für das Hinlaufen und Zubringerbus, sowie das Zurücklaufen und Zubringerbus drauf gehen. Das ist eindeutig viel zu wenig, um sich diese gewaltige und beeindruckende Sehenswürdigkeit anzuschauen! Laut Axel ist es nicht zu ändern, wir haben noch ein Programm für den Rest des Tages, sehr schade!

Also, schnell in Richtung Klosterberg, vom Parkplatz zu der Bushaltestelle, dann mit dem Zubringer bis kurz davor – das dauert knappe 20 Min. und mir brennt die Zeit unter den Nägeln, möchte ich mich doch intensiv umsehen. Mir ist aber klar, wie den anderen sicher auch, dass die Zeit niemals ausreicht, um auch in die Abtei vorzudringen.

 

Als ich dann endlich durch das Tor in die kleine untere Stadt eintrete und die vielen Menschen in der engen Gasse sehe, weiß ich sofort, dass ich mir das sowieso nicht antun würde, schlimmer als in der Drosselgasse zu Rüdesheim!

Ich wurde im Vorfeld von Bekannten schon gewarnt, was die Menschenmassen hier betrifft, aber man stellt es sich ja nie so vor, nun bin ich total enttäuscht. Ich sehe Menschen und überall nur Reklametafeln, sogar Leuchtreklame – und das in diesem überaus sehenswerten und ehrwürdigen alten Gemäuer. Das passt irgendwie überhaupt nicht zusammen - da bleibt keine Würde für das Erhaltene, das ist nur noch Vermarktung, leider…

Ich gehe ein Stück auf der Stadtmauer entlang, um dem Gewimmel etwas zu entkommen, dann zwänge ich mich durch die Grande Rue, deren Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammen, aber nur ein Stück. Irgendwo stelle ich mich dann bestimmt 15 Min. an einer Toilette an, gehe dann noch ein Stück weiter hoch bis zu dem ersten größeren Platz, dann entschließe ich mich genervt, umzudrehen. Weiter oben wird es sicher ruhiger zugehen, aber die Zeit reicht eben nicht…

Vielleicht sehe ich das ein bisschen zu eng, die anderen Menschen wollen dieses Kulturerbe genau so gerne sehen, wie ich auch, aber so macht es auf jeden Fall keine Freude. Wenn man ein Foto machen will, erwischt man nur Reklame und Menschen – und muss noch aufpassen, dass einem niemand in die Fersen tritt, es gibt sofort einen Stau. Ich frage mich, wie das wohl erst zur Hochsaison sein muss.

Nein, das muss ich nicht haben, ich drehe um und verlasse den Mont Saint-Michel, tief enttäuscht.

 

Später habe ich dann gelesen, dass man, wenn man ganz früh morgens, oder spät am Abend kommt, noch etwas von der Atmosphäre spüren und aufnehmen kann, die dieses Gemäuer und seine Geschichte atmen. Vielleicht klappt es ja einmal, mit dem Auto hier her zu kommen?!

Als ich in den Bus zurück komme, höre ich eigentlich nur enttäuschte Stimmen, manche kamen schon vor mir zurück, weil sie sich das auch nicht antun wollten. Eines ist aber auch klar, hätten wir mehr Zeit zur Verfügung gehabt, dann hätten wir auch weiter nach oben gehen können, wo es angeblich dann auch etwas ruhiger zugehen soll.

 

Um 12:30 Uhr geht es weiter, wir fahren nach Cancale, einem Fischerort, dort wollen wir uns die Austernbänke anschauen, darauf freue ich mich und bin gespannt, was wir davon zu sehen bekommen. Schon als wir Cancale hinein fahren, sehe ich, dass mir dieser Ort gefällt, er hat ca. 5.300 Einwohner, einen Hafen, schöne Häuser und viele Restaurants, viel Leben. Alles wirkt bunt und lebhaft, irgendwie einladend.

Ich gehe zum Hafen und sehe, dass man von dort zu den Austernbänken laufen kann, es ist gerade Ebbe und man kann einfach hinein gehen, läuft auf dem Watt und steht zwischen den Austernbänken. Das gefällt mir total, ich dachte nicht, dass wir sie so nah zu sehen bekommen. Es sind auch einige Austernfischer mit Traktoren unterwegs und ernten Austern, die zum Teil von Touristen gleich vor Ort verspeist werden. Ein kleiner Markt ist da, hier gibt es nur Austern zu kaufen, sie werden dann auf Tellern serviert, mit Messer und Zitronen – die Leute setzen sich auf Mauern und Treppen und verspeisen sie, werfen die leeren Austernschalen dann einfach um sich. Man läuft auf den Austernschalen, was ich aber nicht barfuß, oder in Badeschuhen machen möchte.

Ach ja – und hier habe ich den ersten typisch französischen Stehklo in diesem Urlaub besucht, ich mag diese Toiletten nicht, aber wenn gerade keine andere da ist…

 

Anschließend fahren wir weiter in die alte Korsarenstadt Saint Malo, die an der Mündung des Flusses Rance liegt, an der Smaragd-Küste - von dort aus sind wir gestern nach Jersey gestartet und haben vom Hafen aus bereits dieses Bollwerk von Stadt und Festung gesehen, sehr impossant. Die Stadt zählt nicht ganz 55.000 Einwohner.

Wir parken vor der Stadtmauer, jeder kann dann wieder auf eigene Faust die Stadt erkunden.

Ich gehe zuerst auf die große und äußerst gut erhaltene Stadtmauer, um einen Überblick zu haben. Eine solch breite und wuchtige Stadtmauer habe ich noch nie gesehen, dahinter stehen wuchtige, dunkle, alte Häuser, die irgendwie wie Trutzburgen aussehen.

Der historische Stadtkern ist dreiseitig von Wasser umspült und liegt innerhalb der wuchtigen Mauern, man kann die Altstadt darauf umrunden und hat einen herrlichen Blick, auch auf Meer und Strand.

Übrigens beträgt hier in der Bucht von Saint Malo der Tidenhub ebenfalls 12–13 m, mithin einer der größten Gezeitenunterschiede in Europa.

 

Viele Gassen durchziehen diesen Stadtkern, es reihen sich Restaurant an Restaurant und Geschäft an Geschäft - hier kann einem die Zeit nicht lang werden. So wird Saint Malo auch regelmäßig von vielen Touristen „heimgesucht“, es sind jetzt schon sehr viele, aber sie verlaufen sich in den Gassen. Im Sommer muss es hier wimmeln von Menschen.

Vor der Stadtmauer sind schöne Grünanlagen mit Palmen, auch gibt es hier einen sehr schönen Stadtstrand, den ich mir von der Mauer aus ansehe. Mir imponiert einfach das Wuchtige an dieser Stadt, Bollwerke von Gebäuden, die nach außen sagen wollen: „Uns kann keiner etwas anhaben!“

Diese Festungsbauten und Mauern gehen in das 12. Jahrhundert zurück, sie boten der Stadt sehr lange den nötigen Schutz.

Die kleinen, vorgelagerten Inseln, darunter auch das Fort du Petit Bé, sind bei Ebbe zu Fuß zu erreichen. Saint Malo ist eine der meist besuchten Städte in Frankreich.

Dann wird es Zeit, die Rückreise in unser Hotel in Saint-Cast anzutreten.

Unter den Reiseteilnehmern wird mittlerweile viel erzählt, viel gelacht, es wird ausgetauscht, was man gesehen hat – man ist sich in diesen Tagen näher gekommen.

Es hat sich bestätigt, dass sich jeder wunderbar anpasst, keiner fällt irgendwie unangenehm auf. Von dem ein oder anderen hat man schon privates erfahren, auch ich selbst habe hier und da schon privates preisgegeben, das ergibt sich, sobald man miteinander ins Gespräch kommt.

Viele aus der Gruppe erzählen von Reisen, die sie irgendwann schon gemacht haben, eine Frau z.B. fährt bereits zum 12. Mal mit diesem Busunternehmen. Es sind auch vier Schwestern in der Gruppe, die immer wieder gemeinsame Reisen unternehmen, um so ein paar Tage intensiv zusammen verbringen zu können – das gefällt mir persönlich ausnehmend gut. Es stellt sich dann gar heraus, dass eine der Frauen mit zwei Männern aus meinem Ort zusammen arbeitet.

Bei anderen Reiseteilnehmern hat sich herauskristallisiert, dass der Cousin des einen mit dem anderen Reiseteilnehmer befreundet ist – daraus ergeben sich dann immer Gespräche wie: „Ach ja, den kenne ich auch, das ist doch der Mann von der, die mit dem Onkel meiner Frau verwandt ist…“ - usw. Dann wird es immer etwas lauter und man erwartet zum Schluss eigentlich, dass sich doch noch herausstellt, dass der verschollene Bruder gleich gefunden wird ;-)

Wir haben schließlich den ganzen Tag gemeinsam, selbst Frühstück und Abendessen nehmen wir zusammen ein, da kommt man sich schon näher und die ganze Atmosphäre wird lockerer und entspannter.

Mich persönlich sprechen zwei Frauen besonders an - eine, die genau so gerne fotografiert, wie ich und eine zweite, mit der ich mich wunderbar unterhalten kann - aber auch die vier Schwestern sind mir sehr sympathisch. Unser ältester Reiseteilnehmer ist 86 Jahre alt und topfit, ein sehr netter Mann mit dem ich mich ebenfalls öfter und auch sehr gerne unterhalte.

 

Samstag, 11.05.2013

 

Heute ist unser letzter Tag, den wir vor Ort verbringen, für den morgigen Tag steht die Heimreise an. Vor dem Frühstück gehe ich kurz ans Meer, es liegt da wie ein Spiegel, glitzert vor sich hin, man sieht kaum Wellengang. Die Menschen scheinen heute länger zu schlafen, es ist sehr ruhig und niemand ist am Strand zu sehen. Das Wetter ist super, der Himmel könnte nicht blauer sein, nur dort, wo die Sonne aufgegangen ist, sieht man ein gleisendes Licht über dem Meer, es fasziniert mich.

 

Um 9 Uhr fahren wir wieder los, unser erstes Ziel ist die Stadt Dinard, ein mondänes Seebad, es liegt gegenüber von Saint Malo, in der gleichen Bucht. Als wir ankommen, steigen wir am Touristenbüro aus, es liegt am Strand, wo ich zuerst etwas spazieren gehe.

Dann laufe ich in die Stadt, den Menschen nach und komme zu einer Markthalle, na super J Der Besuch einer Markthalle gehört einfach zu einem Urlaub. Es ist viel Betrieb, um die Markthalle herum stehen noch sehr viele Marktstände, verkauft wird alles, was man sich nur denken kann. Ich schlendere gemütlich durch, mache ein paar Fotos und genieße die Atmosphäre, nehme fremde Sprachen auf, fremde Gerüche – und speichere alles in meinem Gedächtnis. Hier riecht es nach Käse, dort nach Salami, Knoblauch und Zwiebeln, aus irgendeinem Restaurant kommen herrliche Düfte.

Was ich aber nicht mag, sind Meerestiere, die lebend angeboten werden, um dann, ebenfalls lebend, im heißen Kochtopf zu verschwinden. Das ist hier natürlich auch gegeben – wenn ich nur die Hummer sehe, ihre Scheren mit Gummis zusammengebunden… usw. Nein, das ist nichts für mich! Ich esse diese Tiere auch nicht, aus genau diesen Gründen.

 

Auch hier sehr ich diese blauen Büsche, die mir immer wieder auffallen und sehr gut gefallen. Wenn die Sonne scheint, leuchten sie schon von Weitem.

Der Himmel hat sich mittlerweile bewölkt, alles ist grau, aber es ist trotzdem angenehm mild.

 

Nun fahren wir weiter, eine halbe Stunde ungefähr, ins Landesinnere, in die Kleinstadt Dinan, die am Fluss Rance gelegen ist. Sie soll eine der schönsten mittelalterlichen Städte von Frankreich sein, ich bin gespannt.

Wir bekommen genug Zeit, um uns alles anzusehen, so denke ich und ziehe wieder alleine los, bin auch gleich vom Flair dieser alten Stadt begeistert.

Das Zentrum ist wirklich sehr alt, viele Häuser, die gut erhalten sind, man sieht ihnen an, dass sie schon etliche Jahre auf dem Buckel haben. Manche sind schief, mir gefällt das Fachwerk, hier verlaufen die meisten Balken senkrecht.

Viele kleine Gassen, die es zu bestaunen gibt.

Seit dem 11. Jahrhundert ist die Geschichte von Dinan bekannt, gegründet wurde sie aber sehr viel früher.

Leider reicht die Zeit doch nicht, um die alten Wehrmauern zu besichtigen, die immer noch auf eine Länge von 2,6 km erhalten sind.

Ich entdecke eine kleine Markthalle, wo ich dann schließlich ein paar Leckereien kaufe, um sie morgen mit nach Hause zu nehmen.

Hier gibt es auch viele kleine Geschäfte, aber alles ist etwas dezenter, als in Saint Malo, das Gesicht der Mittelalterstadt wird dadurch kaum beeinträchtigt.

 

Ich setze mich in eine Creperie, esse und trinke etwas und bestaune dieses uralte Gebäude von innen. Die Treppe, die nach oben zur Toilette führt, ist eng, die Stufen sind schmal und total ausgetreten, sie knarren bei jedem Schritt. Automatisch greift man zum Geländer, weil man denkt, jeden Moment kracht hier etwas ein.

Auch die Räume sind entsprechend – sehr viel dunkles Holz, klein und eng, sie wirken dadurch sehr düster. Das ist schön anzusehen, aber leben möchte ich in so einem alten Gebäude nicht.

Als ich die Creperie verlasse, sehe ich, dass es angefangen hat zu regnen - Regenschirm, Fotoapparat und Handtasche, das zusammen ist nicht gut zu händeln L Zudem ist es auch an der Zeit, wieder zum Bus zurück zu gehen.

Sehr schade, es gäbe noch so vieles zu sehen. Wenn man mit dem eigenen Auto unterwegs ist, so wie ich es sonst gewöhnt bin, dann kann man sich das, was man sehen will, ausgiebig ansehen, hier muss ich immer auf die Uhr schauen, um nicht zu spät zum Bus zu kommen. Das ist eben der Nachteil, wenn man mit einer Reisegesellschaft unterwegs ist. Der Vorteil ist, dass man gefahren wird, sich um nichts kümmern muss und auch vieles erklärt bekommt.

Als wir alle wieder eingetroffen sind, geht die Fahrt weiter, wir wollen noch das Cap Frehel an der Smaragdküste besuchen, ein Vogelschutzgebiet – das Wetter sieht aber nicht gut aus, stark bewölkt und Regen – am Cap bräuchte man Sonne.

 

Als wir am Cap Frehel ankommen, ist es sehr windig, recht kalt und alles ist grau in grau, man hat keine weite Sicht. Das ist äußerst schade!

Der heutige Leuchtturm am Cap Frehel wurde 1946-1950 erbaut, ist 33 m hoch und sein Leuchtfeuer ist auf 55 km zu sehen.

Das Cap ist ca. 70 m hoch, ich möchte nach vorne an die Spitze laufen, nach der halben Strecke jedoch drehe ich um, es ist mir einfach zu kalt, die Sicht ist aber etwas besser geworden.

 

Fast alle sind früher im Bus, weil sie alle frieren – dann fahren wir zurück ins Hotel, wir haben alles gesehen, was uns versprochen wurde, bis… ja bis auf das Gezeitenkraftwerk. Als wir danach fragen, sagt uns Axel, dass es zeitmäßig einfach nie gepasst hätte, wir wären immer bei Ebbe in der Nähe des Kraftwerkes gewesen und dann wäre die Besichtigung nicht interessant. Nun ja, wir können damit leben.

 

Abends gibt es wieder ein leckeres Essen, über das Essen können wir nicht klagen, immer sind es drei Gänge, immer ist es geschmacklich recht gut, ausreichend ist es auch. Zudem ist die Bedienung, die übrigens sehr gut deutsch spricht, sehr freundlich, auch der Chef des Hauses ist immer da und ebenfalls sehr freundlich und hilfsbereit.

An diesem Abend sammeln wir Geld für die Bedienung, Axel überreicht es dann, mit vielen Dankes- und Lobesworten. Nun, die sind angebracht, ich denke, dass wir alle sehr zufrieden in diesem Haus waren.

Jetzt ist Koffer packen angesagt, obwohl dieser für die Rückreise immer schneller fertig ist – ruck zuck ist das dann auch erledigt. Nachdem ich noch einmal mit Dieter gechattet habe, gehe ich schlafen, werde aber in dieser Nacht immer wieder wach. Heimreisefieber.

 

Sonntag, 12.05.2013

 

Heute ist der Tag der Rückreise, schade – und doch auch wieder nicht, wie immer – ein lachendes und ein weinendes Auge. Man verlässt den Ort dieser schönen Tage nicht gerne, freut sich aber doch auch wieder auf das Zuhause. Ich freue mich natürlich riesig auf meinen Dieter.

 

Um 6 Uhr ist Frühstück, um 7 Uhr Abfahrt. Als ich an den Bus komme, der unten am Strand steht, sehe ich endlich den ersehnten Sonnen-aufgang über dem Hafen. Es sind Wolken mit im Spiel, was die Sache immer interessant macht. Natürlich mache ich eine Menge Fotos, aber ich nicht ich alleine – ein schöner Abschiedsgruß für uns alle.

Wir haben 10 Grad, aber es ist nicht kalt, weil es ganz windstill ist, das Meer liegt ruhig im Glanz des Sonnenaufgangs, einige von uns stehen am Strand und können sich nicht satt daran sehen.

Schließlich jedoch müssen wir einsteigen, denn die Koffer sind im Bus verstaut, es kann losgehen.

 

Wir fahren noch eine knappe Stunde auf der Landstraße, dann geht es auf die Autobahn. Es herrscht wenig Verkehr, ist ja auch Sonntagmorgen.

Die Landschaft, dort wo man weit hinein blicken kann, wirkt so unwirklich, weil noch der Morgendunst über dem Land liegt, alles erscheint mir verträumt.

Wir fahren Richtung Caen – Le Havre – Rouen – Paris. Wieder sind überall diese gelben Farbtupfer in der Landschaft, die Rapsfelder, immer wieder schön.

Ungefähr 60 km vor Paris machen wir Mittagspause, es gibt wieder die warmen Würstchen, wie auch auf der Hinreise, wir konnten sie in einer kleinen Pause vorbestellen.

Bisher war das Wetter wunderbar, ideal zum Reisen, denn wir haben blauen Himmel mit wunderschönen, weißen Wolken, die Sonne scheint bei 18 Grad. In diesem Licht sieht die Landschaft natürlich sehr schön aus.

Die abgetönten Scheiben des Busses sind prima, es wird einem nicht warm, wenn auch die Sonne auf den Oberkörper scheint.

 

Ca. 13 Uhr sind wir in Paris, Axel macht uns auf den Eifelturm aufmerksam, den ich zum ersten Mal sehe. „Komisch“, denke ich mir, ich bin so viel und auch so weit gereist, aber ich war noch nie in Paris, außer an der Peripherie vorbei gefahren, als wir vor Jahren ins Finistere/Bretagne fuhren.

Nun also der Eifelturm, wir fahren auf der Periphériqué, der Stadtautobahn, für einige Kilometer, es herrscht aber recht wenig Verkehr, wir kommen super durch die Stadt. Die Bewölkung wird dichter, aber es sieht noch immer recht freundlich aus.

 

Während einer der Pausen, die wir noch einlegen, die wir sogar in die Länge ziehen, weil wir sonst zu früh zurück sind (weil 16 Busse um 19 Uhr einlaufen und dann alle Leute auf die Zubringerbusse verteilt werden müssen), werden dann die Getränkezettel mit Axel abgerechnet. Alles, was wir die Woche über getrunken haben, wird nun bezahlt.

Einer aus unserer Gruppe hat vorher für den Fahrer gesammelt, dieses Geld wird ihm nun, mit etlichen Dankesworten versehen, ebenfalls übergeben.

 

Dann geht es weiter in Richtung Metz, dann Saarbrücken und nach nochmaliger Pipipause sind wir kurz vor 19 Uhr wieder am Busbahnhof, wo wir vor einer Woche losgefahren sind.

Dieter wartet schon auf mich, ich sehe ihn gleich, als wir in den Busbahnhof einfahren und freue mich sehr auf ihn.

Ein paar meiner Mitreisenden wollen ihn kurz kennenlernen, dann verabschiede ich mich von ihnen, anderen winke, oder rufe ich nur noch zu.

Man wird sich vermutlich nie wieder sehen!

 

 

Fazit: Frankreich ist immer wieder eine Reise wert!

 

Es war eine wunderschöne Woche, wir haben viel gesehen. Mein Wunsch, die Normandie einmal zu sehen, ist damit erfüllt. Es war zwar nur ein Teil der Normandie, aber für den Moment soll es mir genug sein. Kann sein, dass wir einmal mit dem Auto dorthin fahren, dann werde ich die Motive in meine Kamera holen, an denen ich weinenden Auges vorbei fahren musste.

 

Wir hatten eine wunderbare Gruppe von Menschen, es war interessant, zu verfolgen, wie man sich näher kennen lernte, wie alles immer lockerer wurde, wie man zusammen gelacht hat und auch dieses Miteinander diese Tage auf seine Weise geformt hat.

Das Miteinander von Menschen ist immer eine Bereicherung, sofern man offenen Herzens alles aufnimmt und auch etwas von sich selbst gibt.

Axel, unser Busfahrer, war immer sehr nett, immer ansprechbar und hilfsbereit und hat uns – in Anbetracht dessen, dass er diese Fahrt zum ersten Mal gemacht hat und auch noch ganz kurzfristig einspringen musste – viele Informationen über die angefahrenen Punkte gegeben.

Das Hotel war auch in Ordnung, es hat an nichts gefehlt – die Reise war ihr Geld wert!

 

Mein einziger Minuspunkt geht an die verpassten Möglichkeiten, zu fotografieren. Ich denke dabei noch an die vielen schönen Motive, die ich im Vorbeifahren gesehen habe – aber das war mir im Vorfeld klar, das geht bei so einer Reise nicht anders.

 

Au revoir France... bis dann mal wieder!

 

(c) Eleonore Görges