Das etwas andere Reisetagebuch

 

Dänemark (Süd-Ost-Jütland) , im Mai/Juni 2010

Gronninghaved Strand, das liegt zwischen den Städten

Kolding im Norden und Haderslev im Süden, direkt an der Ostsee.

 

Bemerkung dazu:

 

Bei diesem „etwas anderen Reisetagebuch“ handelt es sich nicht um ein Reisetagebuch, welches man zur Hand nehmen kann, um zu erfahren, was es interessantes in diesem Teil Dänemarks zu sehen gibt,  sondern um die Beschreibung der Tage, die wir dort verbracht haben. Es fließen persönliche Gedanken, Gefühle und Betrachtungsweisen genauso mit ein, wie Erläuterungen über das Umfeld von Gronninghaved Strand, bzw. Kurzreisen, die wir von dort aus unternommen haben. Es beschreibt meine ganz persönliche Sichtweise und Meinung über das, was wir hier vorfinden.

Ich versuche auch, die verschiedenen Stimmungen aufzufangen, die dieses Land und seine Leute mir schenken und würde mich freuen, wenn ich dies entsprechend weiter geben könnte.

 

Diese Reise machen wir zu dritt, das heißt, mein Lebensgefährte Dieter, unser Hund Felix und ich. Ich werde das Reisetagebuch aber in Ich-form schreiben, da es mit Gedanken und Gefühlen bestückt wird und ich diese nur von mir persönlich wiedergeben will und kann.

Bemerken möchte ich noch dazu, dass wir vor zwei Jahren schon einmal in Dänemark Urlaub machten, in einem Ferienhaus ca. 30 km von hier entfernt, das Terrain uns also nicht fremd ist. Auch werde ich mich das ein, oder andere Mal auf diesen damaligen Urlaub beziehen.

Dieses Jahr wollen wir hauptsächlich entspannen, faulenzen, relaxen, vom Alltag abschalten und gar nicht so viel unternehmen, wie wir es sonst tun.

 

So, nun kann es los gehen.

 

Sonntag, den 30.Mai 2010

 

Wir sind unterwegs nach Dänemark und hatten bisher eine recht gute Fahrt auf der Autobahn. Erst ganz kurz vor unserem Ziel kommen wir in einen Stau, bedingt durch eine Baustelle. Unser Ziel, das ist Gronninghaved Strand im Ostteil von Südjütland, südlich der Stadt Kolding, direkt an der Ostsee.

Wir haben ein Ferienhaus über Dansommer gemietet und sind nun auf dieses Ferienhaus gespannt. Das ist man immer, egal, ob man ein Haus, eine Wohnung, oder im Hotel gebucht hat – man ist immer darauf gespannt, wie es aussieht, wo man die Urlaubstage, oder –wochen verbringen wird.

 

Um ca. 16 Uhr kommen wir in unserem Ferienhaus an. Es regnet leicht und ist sehr diesig, man kann nicht weit sehen, alles wirkt trist und trübe, was mich aber nicht beeinflusst, denn das Wetter ist ab Montag gut gemeldet.

Der erste Blick auf das Meer ist, wie immer, einfach toll, auch wenn das Wetter nicht zu Freudensprüngen veranlasst. Allein der Gedanke, für ein paar Tage wieder am Meer zu weilen, erfüllt mich mit großer Freude, auch die Aussicht auf Ruhe und Entspannung tut ihr Übriges dazu

Das Ferienhaus ist klasse, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir haben ein sogenanntes Schwedisches Holzhaus gebucht. Es ist groß und vor allem sehr hell, hat Terrassen auf drei Seiten und rundherum Rasen, also Platz zur Genüge für uns drei.

 

Montag, 31.5.10

 

Als ich aufwache, schiebe ich sofort die Gardinen beiseite und sehe, dass der Himmel nur leicht bewölkt ist, dazwischen lacht mich ein Blau an, welches durch die Sonne tief eingefärbt scheint. Dänemark begrüßt uns also freudig. Vom Fenster aus sehe ich auf die Ostsee und nun erkenne ich auch das gegenüberliegende Ufer der Insel Fünen. Die Luft ist klar und kühl, aber die Sonne wärmt schön, das spüre ich deutlich, als ich auf die Terrasse trete. Herrlich, die Wettervorhersage hatte also recht behalten. Frühstück gibt es im Esszimmer, draußen scheint es uns durch den leichten Wind noch zu frisch.

Mittags ist es richtig sonnig und auch recht warm, so machen wir uns mit dem Auto auf den Weg, fahren ein bisschen durch das Umfeld. Durch die Stadt  Kolding fahren wir durch, da unser Felix mit seinen 13 Jahren nicht mehr der jüngste Hund ist, einen Stadtbummel wollen wir ihm nicht zumuten. So fahren wir weiter nach Christiansfeld, das kennen wir noch von unserem letzten Urlaub. Dort kaufen wir in einem Supermarkt ein, damit wir das Nötigste zu Hause haben.

 

Nachmittags sitzen wir auf der Terrasse in der Sonne und genießen die Zeit. Mir fällt die Ruhe und Stille auf. Man hört nur die Vögel singen, ab und zu ruft ein Kuckuck aus der Ferne, dann schreien hin und wieder die Möwen. Ich liebe es, die Möwen zu hören, denn dann weiß ich, dass ich am Meer bin, dann werden Urlaubserinnerungen im tiefsten Innern wach, ohne mir Bilder zu zeigen, einfach nur das positive Gefühl ist da.

Drei Häuser weiter in Richtung Meer sehe ich eine Möwe auf dem Schornstein sitzen, ein Bild, das mir gefällt, es schenkt mir Ruhe und positive Gedanken.

Eine leichte Brise, die am frühen Abend einsetzt, tut gut.

 

Es ist komisch, zu Bett zu gehen, wenn es noch hell ist, denn als wir gegen 23 Uhr müde sind und schlafen gehen, schenken uns nicht einmal die zugezogenen Gardinen Dunkelheit. Wir mögen es aber so, auch zu Hause lassen wir im Schlafzimmer immer die Rollläden offen.

Dienstag, 1.6.10

 

Herrlich blauer Himmel und die Sonne lacht schon am frühen Morgen, sodass wir auf der Terrasse zum Frühstück decken können. Ein leichter Wind kühlt noch etwas, was mich dazu bewegt, mir eine Jacke über zu ziehen. Nun sitzen wir da, mit Blick auf die Ostsee und genießen Kaffee und Brötchen.

Wir entschließen uns, nach Kolding zu fahren und einen Stadtbummel zu machen, Felix lassen wir zu Hause, das ist für uns alle angenehmer und besser.

 

Auf der Fahrt fallen mir wieder die vielen, herrlich und ganz intensiv gelben Rapsfelder auf, der Raps steht hier noch in voller Blüte, zu Hause in Deutschland ist er bereits abgeblüht. Überhaupt stelle ich fest, dass die Vegetation ca. zwei bis  drei Wochen später ist, als bei uns zu Hause, denn auch die Obstbäume blühen noch.

 

Hier in Südjütland gibt es sehr viel Landwirtschaft, viele große Bauernhöfe liegen verstreut über das ganze Land. Alles wirkt sehr gepflegt, gleichzeitig urig und gemütlich.

Die Straßen sind zum Teil recht eng und oft fährt man zwischen Bäumen und hohen Sträuchern hindurch, die so beschnitten wurden, dass sie den Autoverkehr nicht behindern, teilweise kommen sie oben wieder zusammen und bilden somit einen grünen, oder blühenden Bogen. Das erinnert mich sofort an Cornwall in England. Es sieht aus wie grüne Mauern mit Farbtupfern, herrlich, auch so kann man ein Stück Natur bewahren.

Zurzeit blüht der Flieder, so sehen wir etliche „Fliedermauern“. Es wirkt einladend, märchenhaft, passt für mich zu Dänemark, wo alles irgendwie gemütlich, also hyggelig ist. Wieder stelle ich fest, dass mir dieses Land mit seiner offenen Freundlichkeit gefällt, die man überall spürt, auch in und an der Natur, die mir hier „natürlicher“ erscheint. Das kenne ich auch von Norddeutschland, auch dort wird die Natur mehr sich selbst überlassen, als in meiner Heimat.

So blühen in Dänemark und auch in Norddeutschland überall am Wegrand diese hohen und filigranen, weißen Blumen, die man Unkraut nennt – ein wunderschönes Bild, wenn man sich auf den Straßen bewegt. 

Die Straßenränder sind immer schön bewachsen, teils sogar recht bunt.

 

In Kolding bummeln wir durch die Fußgängerzone und laufen dann hinunter zum Hafen. Dort liegt ein alter Holzsegler vor Anker, was mir natürlich gefällt, weil ich diese alten Segler sehr mag. Sie haben ein Gesicht, sie leben und haben etwas zu erzählen. Ich weiß, dass sie alle eine Geschichte haben, seine würde mich interessieren. Es ist ein Zweimaster, der sehr gut erhalten und gepflegt ist, er hat eine dänische Flagge. Natürlich mache ich ein paar Fotos von ihm, kann ja nicht anders sein!

 

Danach suchen wir uns ein Restaurant, wo wir vorzüglich, aber auch recht teuer essen.

Mir gefällt besonders die überaus reich bestückte Salatbar, wie ich sie selten gesehen habe. Das ist etwas für mich, in Salat könnte ich mich rein legen. Dieter bekommt ein herrliches Steak, so sind wir rundum zufrieden und machen uns bald wieder auf den Weg zurück in unser Ferienhaus, wo Felix auf uns wartet. Einen Blumenstock mit kleinen blauen Blüten habe ich mir noch gekauft, denn ich liebe Blumen und habe mir vorgenommen, mir gleich am Anfang des Urlaubs welche zu besorgen. Es sind die kleinen Dinge, die einem das Leben versüßen, ich gönne mir diese Freude.

Den Nachmittag verbummeln wir auf der Terrasse, am Abend genehmigen wir uns die Sauna, die im Ferienhaus ist. Einfach toll!

 

Irgendwann in der Nacht schaue ich aus dem Fenster und finde die Nacht gar nicht wirklich dunkel.

 

Mittwoch, 2.6.10

 

Um ca. 5 Uhr werde ich wach, gehe zur Terrasse, um zu sehen, wie es draußen aussieht, es ist bereits taghell, die Sonne steht schon recht hoch am Himmel und lacht. Wann war denn dann Sonnenaufgang? Ich mache für mein Leben gerne Fotos von Sonnenauf- und Sonnenuntergängen, da bietet sich ein Urlaub immer an. Auch für diesen Urlaub habe ich mir vorgenommen, wenigstens an einem Tag früh aufzustehen, um Fotos von dem Aufgang der Sonne zu machen, nun aber frage ich mich, wann ich dann wohl aufstehen muss? Auch stelle ich fest, dass die Sonne nicht so aufgeht, dass ich Fotos von der Terrasse aus machen kann, die sie zeigt, wenn sie über der Ostsee erscheint, denn da stehen die Häuser im Weg. Das sieht nicht gut aus für Fotos dieser Art, aber ich muss ausloten, wann sie aufgeht, vielleicht kann ich ja auch alleine zum Strand gehen, weil ich Dieter dafür nicht begeistern kann. Da fällt mir mein Bruder ein, mit ihm könnte ich das durchziehen, er liebt solche Begebenheiten genauso sehr, wie ich auch. Ich beschließe, herauszufinden, wann die Sonne aufgeht und mir dann an einem günstigen Tag den Wecker zu stellen, um vielleicht doch wieder tolle Sonnenaufgangsfotos zu schießen. Dann lege ich mich wieder schlafen, obwohl es draußen schon taghell ist und alle Vögel singen, auch der Kuckuck ruft wieder. Natur ich liebe dich!

Später frühstücken wir auf der Terrasse, der Himmel ist tiefblau und geziert von leichten Schleierwolken, die sich nicht zu bewegen scheinen. Ach ja, auch „meine“ Möwe sitzt wieder auf dem Schornstein des Hauses, wir sehen sie jeden Tag.

Danach gehen wir in unserem Wohngebiet etwas spazieren. Felix, der dabei ist und den wir an der Leine haben, fällt in einem Augenblick, an dem wir ihn nicht im Auge behalten, in einen kleinen Wassergraben, aus dem er sich nicht alleine befreien kann. Dieter muss auf das Kanalrohr klettern, welches dort endet, um ihn irgendwie zu fassen, damit er nicht tiefer hinein rutscht, dann kann ich ihn an der Leine herausziehen. Er ist alt, man muss auf Schritt und Tritt auf ihn aufpassen, das stellen wir erneut dabei fest. Es war ein rechter Schreck für uns alle.

Anschließend gehen wir ans Meer, dort laufen wir im Wasser, auch Felix, dem es Spaß zu machen scheint. Nach einer Weile zieht es Dieter zurück in die Wohnung, die Zeitung wartet auf ihn und will gelesen werden. Ich beschließe, hier an der Ostsee noch eine Weile auf einer kleinen Bank sitzen zu bleiben und diese herrliche Ruhe und die gute Luft zu genießen. Also gehen Dieter und Felix los, ich sage, dass ich bald nach komme.

 

Die Sonne scheint, eine ganz leichte Brise weht und das Meer glitzert vor sich hin. Winzig kleine Wellen laufen im Sekundentakt an den Strand und verlieren sich dort. Am Himmel sind immer noch leichte Schleierwolken und das andere Ufer scheint näher, als am Tag zuvor. Ich kann mich an dem Anblick des Meeres nicht satt sehen und an dieser Stille nicht satt hören. Die Amseln pfeifen ihre Lieder in diese Stille, ab und an schwatzen ein paar Schwalben, oder eine Möwe ruft etwas – eben die Stimmen der Natur, die in meinen Ohren nie störend wirken. Nur ab und zu stört ein Zivilisationsgeräusch, wie etwa ein langsam vorbei fahrendes Auto, ein Motorboot, oder ein kleines Motoflugzeug. Diese Geräusche gehen mit der Natur nicht konform und tun mir an diesem ruhigen und erholsamen Ort direkt weh.

 

Ich hänge meinen Gedanken nach, die völlig ungeordnet sind, gedanklich springe ich hin und her und weiß eigentlich gar nicht, ob ich über etwas nachdenken soll, denn es ist viel zu schön, um diesen Genuss zu zerstören. Wie es aber so ist, man kann nicht abschalten, irgendetwas geht einem immer durch den Kopf, bei mir sind es oft wirre Dinge, das heißt, ich kann nicht wirklich einen klaren Gedanken fassen. Diesen Urlaub habe ich herbei gesehnt, ich brauche dringend Ruhe und Entspannung – ob mir das gelingt? Ich denke, man braucht lange Zeit, um aus dem Alltag heraus zu kommen, das geht nicht von heue auf morgen und schon gar nicht, wenn man es unbedingt will.

Mein Blick bleibt erneut an den sehr kleinen Fischerbooten hängen, die im seichten Wasser verankert sind, Möwen sitzen darauf und dösen vor sich hin, lassen sich von dem leichten Wellengang schaukeln.

Möwen lassen sich von den seichten Wellen schaukeln.

Eine Frau steht am Ufer und wirft ihrem Hund immer wieder einen Ball ins Wasser, der Hund hat seinen Spaß daran, den Ball immer wieder zu holen, aber schwimmen muss er nicht, er kann sehr weit hinein laufen. Ein idealer Familienstrand, obwohl es ein Naturstrand ist. Ein Stück weiter ist auch eine Familie mit Kindern, sie haben ihren Spaß im Wasser, lachende Kinderstimmen zeugen davon.

 

Irgendwann sind alle Menschen weg, es gibt nur noch das Meer, den Himmel, das andere Ufer, die Vögel und mich – halt, da fliegt noch eine Mücke vorbei und gleich darauf tanzt mir ein Schmetterling vor der Nase. Dann dieser Geruch von Meer und Strand, ich liebe das alles.

Ich genieße hier eine Stunde jenseits der Uhr, jenseits der Zeit!

Zurück in der Ferienwohnung stelle ich bald fest, dass ich mir einen leichten Sonnenbrand geholt habe, als ich dort am Meer saß, durch den Wind wurde mir das nicht bewusst. Man weiß es, aber irgendwie habe ich in dieser Stunde alles um mich herum vergessen.

 

Den Nachmittag verbringen wir auf der Terrasse, mit lesen und schreiben, Felix schläft in seinem Körbchen. Spätnachmittag fahren wir nach Hejlsminde, weil wir gelesen haben, dass es dort ein paar Restaurants gibt, wir hoffen auch auf das ein, oder andere Geschäft. Dort angekommen, stellen wir schnell fest, dass es tatsächlich ein paar Restaurants am kleinen Hafen gibt, dort aber nichts los ist. Geschäfte sehen wir keine, es scheint nur ein kleiner Fleck zu sein. Da uns aber der Sinn nach bummeln steht, beschließen wir, nach Haderslev zu fahren. Diese kleine Stadt kennen wir noch vom letzten Dänemarkurlaub, sie ist schön gemütlich und hat recht viele Geschäfte. Als wir dort ankommen, müssen wir allerdings feststellen, dass die Geschäfte bereits um 17,30 Uhr schließen, es ist 17,45 Uhr! So bummeln wir einfach durch ein paar Straßen, trinken irgendwo eine gute Tasse Kaffee im Freien und gehen dann in den Supermarkt einkaufen. Der wenigstens hat bis 20 Uhr geöffnet.

 

Donnerstag, 3.6.2010

 

Frühstück wieder auf der Terrasse, blauer Himmel, kleine Wolken und viel Sonnenschein. Im Schatten ist es oft zu kühl, weil meist eine leichte Brise geht, in der Sonne muss man aufpassen, dass man sich keinen Sonnenbrand zuzieht.

Wir fahren auf die Insel Fünen heute und freuen uns sehr darauf, weil wir sie noch in guter und äußerst positiver Erinnerung haben. Felix lassen wir wieder zu Hause, es ist schwierig mit einem älteren Hund unterwegs zu sein, denn er kann nicht mehr allzu weit laufen und im Auto wird es schnell zu heiß, also lassen wir ihn lieber im Ferienhaus. Wir denken, dass er so seine Ruhe hat, 6 Std. können wir ihn immer noch alleine lassen.

So fahren wir auf die Autobahn, an Kolding vorbei in Richtung Fühnen und überqueren den Kleinen Belt auf der großen und sehr imposanten Autobahnbrücke. In Fühnen halten wir uns Richtung Assens an der Westküste Fühnens, diese kleine Stadt soll unser erstes Ziel sein. Als wir in Assens ankommen, stellen wir schnell fest, dass wir vor zwei Jahren auch schon hier waren, aber weil die Stadt so gemütlich ist und es auch einige Geschäfte zu erkunden gibt, bummeln wir durch. Assens hat schöne Hinterhöfe, in einem entdecken wir das Café Lina, ein Schild weist darauf hin. Es ist ein urgemütliches und wunderschönes, kleines Café, das sehr einladend wirkt, wir lassen uns im Freien nieder.

Es gibt Kaffee und leckeren Kuchen, der mit kleinen Früchten und einer Creme serviert wird. Der Besitzer ist sehr freundlich und spricht einwandfrei deutsch. Immer wieder stellen wir fest, dass wir hier mit unserer deutschen Sprache weit kommen, Englisch müssen wir gar nicht anwenden.

So genießen wir den schönen Innenhof und die Ruhe in dieser Idylle. Am Nachbartisch serviert der Caféhausbesitzer eine Mahlzeit, die uns das Wasser im Munde zusammen laufen lässt, viele Kleinigkeiten, die sehr lecker aussehen.

Danach fahren wir weiter in Richtung Faarborg, lt. Prospekt soll das auch eine schöne und gemütliche Kleinstadt sein. Unterwegs sehen wir wieder viele gelbblühende Rapsfelder und sehr viele „Fliedermauern“, was natürlich herrlich aussieht. Leider ist der Himmel fast durchgehend bewölkt, sodass es  sich nicht lohnt, Fotos zu machen, da fehlt dann der Kontrast, sie wären ohne Wirkung und Aussagekraft, also lasse ich es schweren Herzens sein.

 

Auf dem Weg nach Faarborg wollen wir uns in Horne noch eine der sieben dänischen Rundkirchen ansehen, die noch erhalten sind. Diese Rundkirche wurde allerdings im Laufe der Zeit in eine andere Kirche integriert, sodass sie nicht auf Anhieb als Rundkirche zu erkennen ist. Wir finden sie schließlich und machen ein paar Fotos, aber auch hier fehlt leider der kontrastreiche Hintergrund eines blauen Himmels. Wir schauen uns auch das Innere der Kirche an, hier im Norden sind die Kirchen einfacher und nüchterner, wirken oft gar kühl, was mir persönlich viel besser gefällt, als diese überaus vergoldeten und verschnörkelten Innenräume vieler süddeutscher Kirchen. 

Ansonsten sind wir keine kulturhistorischen Freaks und müssen auch nicht wissen, wer wann wo und warum gelebt hat. Ich persönlich weiß gerne, wann ein Gebäude erbaut wurde und zu welchem Zweck, das reicht mir für meine Vorstellungen. Oft bestaune ich dann das Alter der Gebäude und stelle mir vor, wie damals mit doch recht primitiven Mitteln und mit der Kraft und Gesundheit der armen Bevölkerung diese Mauern erbaut wurden. Da es sich meistens um Kirchen, oder um herrschaftliche Gemäuer handelt, weiß ich, dass arme Menschen für besser Betuchte schuften mussten, ja dass sie benutzt und ausgenutzt wurden. Da muss ich nicht auch noch wissen, dass irgendein König, Herzog, Bischoff… so und so geheißen, dann und dann gelebt und Unrecht hat walten lassen!

Nichts desto trotz bestaune ich gerne alte Gebäude und lasse gerne deren Charme und  Atmosphäre auf mich wirken. So auch diese Rundkirche in Horne.

Weiter geht es nach Faarborg. Immer wieder sind da an den Straßenrändern diese kleinen Verkaufsstände, Bauern, oder Gartenbesitzer, bieten ihre Waren zum Verkauf an. Im Moment sind es überwiegend „Nye Kartofler“, also neue Kartoffeln, dann auch Spargel und ab und an schon Erdbeeren. Die Dänen stellen diese Waren in die kleinen, ganz einfachen Verkaufsstände und hängen ein Preisschild dazu. In die Kasse, die ebenfalls dabei steht, muss man dann das Geld für die Ware werfen, die man mitnehmen will.

 

Hier werden Jordbaer (Erdbeeren) verkauft.

Das Geld wirft man einfach in die bereit stehende Kasse!

 

Das hat uns schon vor zwei Jahren erstaunt, hier scheinen also alle Menschen ehrlich zu sein. Das stellen wir übrigens auch anderweitig fest, z.B. an unserem Nachbarhaus. Dort haben wir die ganzen Tage noch keinen Menschen gesehen, aber in einem offenen Anbau stehen so viele Gerätschaften, total ungesichert und für jeden frei zugänglich. An einem im Moment nicht bewohnten Haus in unserem Wohngebiet stehen zwei Fahrräder und ein Surfbrett, auch für jeden zugänglich. Ich denke da an meinen Bruder und an einen meiner Neffen, beiden wurde in Deutschland jeweils ein sehr gutes Fahrrad gestohlen, meinem Bruder sogar im Hinterhof seiner Wohnung!

 

Noch mehr solcher Dinge fallen uns immer wieder auf und wir freuen uns daran, dass es doch noch viele ehrliche Menschen gibt, offensichtlich hier in Dänemark mehr, als bei uns in Deutschland – das ist meine ganz einfache und logische Schlussfolgerung. Umgekehrt wäre es mir allerdings lieber, was auch logisch ist  - oder? J

In Faarborg angekommen, stellen wir fest, dass es wirklich eine kleine gemütliche Stadt ist und wir bummeln durch die Fußgängerzone, die mit kleinen Geschäften bestückt ist. Kleine, enge Gassen mit ebensolchen kleinen Häusern gibt es zu sehen, ein herrliches Bild für mich. Leider sind wir ca. zwei Wochen zu früh in der Jahreszeit, sodass die Stockrosen, die haufenweise vor den kleinen Häusern gepflanzt sind, noch nicht blühen. Sehr schade, denn auf dieses Bild hatte ich mich gefreut. Ich hatte diese kleinen Häuser mit den viele Stockrosen davor, die es wohl in jeder Kleinstadt hier zu sehen gibt, schon vor zwei Jahren so bewundert. Oft schauen die Stockrosen über die Dachrinnen der Häuser, urgemütlich sieht das aus. Damals habe ich sehr viele Fotos davon gemacht, dieses Jahr sind wir diesbezüglich offensichtlich zu früh dran. Ebenso blühen die vielen Rosen noch nicht, die auch sehr oft die Häuserwände zieren.

Dafür sehen wir dieses Jahr aber etliche  „Fliedermauern“, die wir damals nicht sahen, da sie da wohl schon verblüht waren. Um sie zu fotografieren, fehlt jedoch der blaue Himmel, diese Fliederfarbe vergeht im Grau des Himmels, also keine Fotos.  

Irgendwann machen wir uns dann auf den Rückweg, fahren durch das Inselinnere und sehen viel Landwirtschaft in dem hügeligen Gelände, sogar recht viel Wald.

Über die große Autobahnbrücke geht es wieder in Richtung Kolding und dann in unser Wohngebiet.

Hier scheint übrigens wieder die Sonne, an einem blauen Himmel.

Am Abend machen wir noch einen langen Spaziergang am Strand und durch einen Teil unseres wunderschönen Wohngebietes. Es gibt viele Häuser zu bestaunen, viele Urlauber sind hier, aber wie es uns scheint, werden auch viele Sommerhäuser von Einheimischen genutzt, oder bewohnt. So war es übrigens auch in dem Gebiet, in dem wir vor zwei Jahren ein Ferienhaus gemietet hatten. Ich finde das sehr reizvoll, denn man ist dann ein Teil vom Ganzen und nicht als Tourist isoliert. So kann man besseren Einblick in die Lebensweise der Dänen erhalten, man hört immer wieder die dänische Sprache, welche mir sehr gut gefällt. Mehrfach haben wir schon festgestellt, dass etliche Wörter unserer pfälzischen Sprache gleichen, zumindest in der Aussprache. Außerdem entdecken wir immer wieder Wörter, die uns zum Lachen bringen, so z.B. „Flodeboller“, was  „Mohrenkopf“ heißt – oder „Knallert“, was „Moped“   bedeutet. Mehrere solcher Wörter haben wir schon entdeckt, mir fällt gerade kein weiteres ein L

 

Freitag, 4.6.2010

 

Wieder ein sehr sonniger und warmer Tag, den wir überwiegend zu Hause verbummeln. Beim Frühstück sehe ich ein Segelboot auf der Ostsee, es scheint sich auf dem ruhigen Wasser zu spiegeln. Das muss ich fotografieren, so schnappe ich mir meinen Fotoapparat und gehe hinunter ans Meer.

Das Segelboot hat leider keine Spiegelung, trotzdem verweile ich mich eine ganze Zeit am Meer, vertrödele mich im Fotografieren von Booten, Wasser und Muscheln -  ich habe ja Urlaub J

Das ist sehr entspannend, zumal ich keinerlei Gedanken nachhänge, sondern mich nur auf das Fotografieren und Suchen von Motiven konzentriere. So könnte ich Stunden verbringen, ohne dass es mir langweilig wird, ja ich kann mich dabei sogar erholen.

Strandleben

Nachmittags fahren wir nach Christiansfeld um etwas zu bummeln und im Supermarkt einzukaufen.

Wir wollten eben in das kleine Café in der Stadtmitte, in welchem wir vor zwei Jahren bereits Kaffee tranken und die für Christiansfeld berühmten Lebkuchen aßen. Als wir eintreten sagt uns eine sehr freundliche junge Frau, dass sie das Café gerade schließt, es täte ihr leid. Wir verlassen das Café und verstehen die Welt nicht mehr – um 16 Uhr schließt dieses bekannte kleine Haus, eine Zeit, zu der der größte Betrieb herrschen sollte! Nun, in der Kleinstadt ist nicht gerade viel los, das soll der Gerechtigkeit halber doch erwähnt werden, trotzdem können wir das nicht verstehen.

An der gegenüberliegenden  Seite finden wir ein Restaurant, das bei näherem Besehen ein ganz tolles Restaurant ist, die Räumlichkeiten sind in sehr gemütlichen Kellerräumen eingerichtet, sehr stilvoll sind die Tische für den Abend gedeckt. Wir nehmen draußen im Freien Platz, bekommen tollen und ganz frischen Kuchen serviert und merken uns das Restaurant für einen Besuch in den nächsten Tagen vor.

 

Wir mussten bisher feststellen, dass es in Dänemark bei Weitem nicht so viele Restaurants und Essensmöglichkeiten gibt, wie in Deutschland, man scheint hier nicht sehr großen Wert darauf zu legen. Ich glaube, die Dänen essen lieber gemütlich zu Hause, im Kreise der Familie. So mussten wir vor zwei Jahren und auch dieses Jahr immer auf Restaurants in der Umgebung unseres Ferienhauses verzichten, es gibt kaum welche, oder sie sind zu teuer. Man muss seinen Kühlschrank immer gut bestückt halten.

In Christiansfeld haben wir dann noch einmal diese besondere Kirche besucht, besonders deswegen, weil sie ganz in weiß gehalten und einfach gestaltet ist. Der Ort wurde irgendwann von einer religiösen Brüderschaft gegründet, die noch heute einen Teil der Ortsbevölkerung ausmacht. Diese Kirche ist von außen nicht als eine Kirche auszumachen, aber der Besuch ist zu empfehlen, sie beeindruckt mich immer wieder. Es ist wohl auch hier die Schlichtheit, alles ist in weiß gehalten, die Farbe des Raumes, so auch Mobiliar. Als Beleuchtung dienen nur Kerzen, sieht beeindruckend aus. Auch die hohen Fenster mit ihren weißen Rüschengardinen bringen ihr Flair ein.

Der Ort an sich wirkt recht konservativ, die Häuser, von denen einige geschichtsträchtig und zu besichtigen sind, wirken auf mich überholungsbedürftig, aber das ist gewollt, weil es erhalten werden soll, es soll das „Gesicht“ bewahrt bleiben – und das tut es auch.

Zu erwähnen ist auch diese alte Scheune, die vor dem Ort liegt und ganz aus Eichenholz gebaut ist. Wenn ich mich recht erinnere, ist sie über 400 Jahre alt. Wir haben sie uns vor zwei Jahren angesehen, sie liegt in einem kleinen Waldstück am Ortsrand.

 

Dann machen wir uns auf den Heimweg und beschließen, das Abendessen an unserem Strandkiosk einzunehmen. Wir wollten zwar nach Hejlsminde fahren, haben nun aber keine Lust mehr dazu. Also lassen wir uns hier nieder und genehmigen uns ein Burgermenue, welches wider Erwarten gut ist. Der Blick auf die herrliche Ostsee, die Sonne im Nacken, die leichte Brise, das Möwengeschrei, Menschen in unserem Umfeld – all das bekommen wir gratis dazu.

Wir genießen es sehr, es war ein rundum gemütlicher Tag mit einem schönen Abschluss hier am Wasser.

Am Strandpavillon

Samstag, 5.6.2010

 

Nachts habe ich vom Fenster aus einen fast orangefarbenen Halbmond über dem Meer gesehen, das sah richtig toll aus.

Morgens ist es diesig und dicht bewölkt, das Ufer von Fünen, welches wir in den letzten Tagen ganz klar sehen konnten, zeigt sich nur ganz verschwommen. Wir frühstücken sehr spät und während wir auf der Terrasse sitzen, kommt die Sonne hervor. Den ganzen Tag ist es dann sonnig, es weht eine leichte Brise. Wir verbringen den Tag zu Hause und lassen es uns einfach gut gehen.

 

Am Morgen sind zwei deutsche Nachbarn abgereist und am Spätnachmittag wird ein Haus bereits wieder von einer deutschen Familie bewohnt.

Viele Dänen sind am Freitag schon angekommen, in unserem Umfeld ist viel mehr los, als die letzten Tage. Anscheinend haben hier doch etliche dänische Familien ihre Sommerhäuser, die sie an Wochenenden und in den Ferien bewohnen. Ich habe gelesen, dass es DER Urlaub der Dänen überhaupt ist, Urlaub im eigenen Sommerhaus. Man sieht auch oft, ob eine dänische Familie anwesend ist, denn viele hissen dann ihre Landesfahne. Ich denke mir, dass man sich das in Deutschland noch nicht so recht vorstellen kann, irgendwie hat das Hissen der Landesfahne immer noch einen schlechten Beigeschmack bei uns, wirkt zu nationalistisch. In anderen Ländern sieht man es immer wieder und denkt sich nicht das Geringste dabei. Deutschland aber ist wohl auch auf dem Weg, sich diesbezüglich zu normalisieren, viel dazu beigetragen hat die Fußball-WM 2006 im eigenen Land.

Am frühen Abend gehen wir noch einmal zum Strandkiosk, wir wollen noch ein paar Menschen um uns spüren, dem Meer nahe sein und einfach Leben fühlen. Auch hier ist mehr los, als in der vergangenen Woche, mehr Menschen tummeln und vergnügen sich am Strand.

Hier kann einfach jeder tun, was er will, die Dänen sind recht frei in ihrer Lebensweise, was mir sehr gefällt. Es gibt auch keine speziellen FKK-Strände, habe ich gelesen, jeder kann frei entscheiden, wie weit entkleidet er sich sonnen will. Alles ist sehr ungezwungen, das spürt man immer und überall, auch in der Art und Weise, wie einem die Dänen entgegenkommen, frei und offen und freundlich!

Die Besitzer des Strandkiosks sind übrigens Asiaten, auch sie verstehen etwas deutsch. Es gibt Burger in versch. Variationen, die berühmten dänischen Hot Dogs und ein paar ähnliche Kleinigkeiten. Uns genügt und schmeckt es, es wird auch alles immer frisch zubereitet.

Am Abend gönnen wir uns wieder die Sauna.

 

Sonntag, 6.6.2010

 

Heute Morgen ist es wieder trüb und bewölkt. Sehr spät stehen wir auf und frühstücken, wie immer, auf der Terrasse. Die Sonne kommt durch, sieht aus, als bekämen wir das gleiche Wetter, wie gestern.

Wir entschließen uns, nach Kolding in diese große Gartenanlage zu fahren. Ich liebe Bäume und Blumen, die Natur überhaupt, also freue ich mich sehr auf diesen Besuch. Um die Mittagszeit sind wir dort und gleich hinter dem Eingang sticht ein so knallpink-roter Busch ins Auge, dass es mir die Tränen in die Augen treibt. Ich sehe schon, der Fotoapparat wird heiß laufen

Knappe drei Stunden brauchen wir, um gemütlich durch den Park zu gehen und sehr viele Fotos zu schießen. Es gibt zwei ausgezeichnete Wege durch den Park, wir entscheiden uns für den längeren, der knappe zwei Km hat. Ach ja – „Geografisk Have“ nennt sich der Park, er liegt in Kolding, ist dort auch überall ausgeschildert. Er wurde 1917 als Baumschule gegründet von Aksel Olsen. Dieser Aksel Olsen hat Bäume, Sträucher und Blumen aus der ganzen Welt zusammen getragen und hier diesen Park angelegt, der uns durch China, Japan, Nordamerika und Europa führt, er ist ca. 11 ha groß. Wer sich für die Natur interessiert, der sollte diesen Geografisk Have besuchen, denn es gibt viel interessantes zu sehen, außerdem  ist er ein Ort der Ruhe, eine Oase. Teilweise kommt man sich vor, als sei man in einem wunderschönen Märchenwald, alles ist herrlich angelegt und sehr natürlich. Man kann überall den Rasen betreten und sich zum Picknick niederlassen, sich also frei bewegen.

Am Eingang gibt es übrigens eine entsprechende Broschüre in mehreren Sprachen, anhand der man durch den Park geführt wird und die versch. Bäume und Sträucher erklärt bekommt. Ich habe mich auf den „Taschentuchbaum“ gefreut, es heißt, er blühe im Mai/Juni, also haben wir eine große Chance, dass wir ihn blühend sehen. Tatsächlich steht dieser Baum gleich hinter dem Eingang – und in voller Blüte. Sehr imposant ist er von seiner Größe her und übervoll mit „weißen Taschentüchern“, also mit seinen weißen Blüten, die wirklich an Taschentücher erinnern. Er stammt aus China.

Überall entdecken und genießen wir wunderschöne Ecken, ich fotografiere natürlich sehr viel, Leider sind die Rosen noch nicht so weit, das wird noch ca. 2 Wochen dauern, bis sie blühen, das muss herrlich sein. Zu Hause blühen unsere Rosen genau jetzt, wo wir hier in Urlaub sind, daran muss ich in dem Park denken. Also, wie gesagt, sehr empfehlenswert für Naturliebhaber!

Wir genehmigen uns in dem kleinen Restaurant noch einen Kaffee und ein gutes Stück Kuchen, auch hier ist die Besitzerin sehr freundlich – und spricht auch wieder deutsch.

Übrigens liegt ein tolles Restaurant (wunderschönes Reetdachhaus) direkt neben dem Park.

 

Für den Rückweg haben wir uns einen anderen Weg ausgesucht, wir sind einfach in Richtung Ostsee gefahren und dann den Strandweg entlang, so kommen wir durch Bjert Strand und Binderup Strand, kürzen eine gute Strecke ab und fahren durch ruhige Landschaft, sehen schöne Häuser.

 

Das Wetter war super gewesen, gut warm, aber nicht zu heiß, ideal zum Laufen und zum Fotografieren.

Auf der Terrasse müssen wir uns in die Sonne setzen, denn im Schatten ist es doch recht kühl. Der Himmel zeigt leichte Schleierwolken – ach ja – und meine Möwe sitzt auch mal wieder auf dem Schornstein, drei Häuser weiter J Die Amseln singen, die Schwalben schwatzen, die Möwen schreien ab und zu – und den Kuckuck höre ich auch immer wieder.

Ansonsten ist es wieder ruhiger in der Wohnanlage geworden, nachdem am Freitag und gestern etwas mehr Leben herrschte. Viele dänische Familien kamen am Freitag, anscheinend sind sie wieder abgereist. Die Betriebsamkeit, die an diesen beiden Tagen da war, wie z.B. Feiern mit der Familie auf der Terrasse, oder auch Rasen mähen, ist wieder eingestellt. Ich finde es schön, dass hier alles gemischt ist, ein normales dänisches Leben und dazwischen die Touristen.

 

Montag, 7.6.2010

 

Heute Morgen regnet es, wir frühstücken also im Haus. Die Brötchen, die wir hier und da kaufen, je nachdem wo wir gerade sind, schmecken übrigens alle sehr gut. Wir beschließen, nach Kolding in das große „Storcenter“ zu fahren, es soll das größte in Jütland sein, habe ich gelesen. Dort gibt es 120 Geschäfte, ideal für einen Regentag. Ich bin noch auf der Suche nach schönen Mitbringseln, Urlaubserinnerungen für die Wohnung zu Hause, also los geht es. Im „Storcenter“ angekommen, macht es auch gleich einen überwältigenden Eindruck, groß und schön, aber bei näherem Betrachten stellen wir fest, dass es nicht wirklich etwas für uns ist, denn 90% der Geschäfte verkaufen Kleidung und Schuhe. Daran sind wir nicht interessiert, es ist somit ein Eldorado für Leute, die gerne in Bekleidungsgeschäften shoppen gehen. Trotzdem laufen wir uns müde dort, denn man denkt ja immer, dass man doch noch etwas findet, was einem interessiert, dass man etwas Schönes verpassen könnte. Dem ist nicht so und so fahren wir in die Stadt Kolding, dort wollen wir die Bibliothek besuchen, weil wir gelesen haben, dass die dort über 100 PC´s haben, die man einfach benutzen darf, um ins Internet zu kommen. Vor ein paar Tagen besuchten wir ein Internetcafé in Kolding, zahlten dort 15 Kronen für die Stunde, da erscheint uns diese Möglichkeit besser.

Als wir in der Bibliothek ankommen, wird uns gesagt, dass ausgerechnete heute ALLE PC´s nicht funktionieren, da ein Virus sein Unwesen treibt, also auf in das Internetcafé. Dieter will seine Mails abrufen, ich  beschließe, dass mir meine Mails nicht so wichtig sind und laufe dafür derweil noch etwas in der Stadt herum, in der Hoffnung, etwas Schönes zu finden. Ich sehe zwar immer wieder etwas, wie z.B. schöne Keramik, Patchworkdecken, Tischtücher, Tassen usw. – aber nichts, was sich wirklich zu kaufen lohnt, oder was wir nicht schon haben, also fahren wir ohne Mitbringsel zurück in unser Feriendomizil.

 

Der ganze Tag ist kühl und bewölkt, so faulenzen wir den Rest des Tages zu Hause.

 

Dienstag, 8.6.2010

 

Es ist auch heute kühl und bewölkt, das Wetter hat sich leider verändert, die erste Woche hatten wir nur Sonnenschein, das war ideal. Nun scheinen wir mit einer anderen Wetterlage klar kommen zu müssen, hoffentlich gibt es nicht allzu viel Regen, das ist im Urlaub immer schlecht, weil man dann nicht wirklich viel anfangen kann.

 

Heute wollen wir an die Nordsee fahren und haben uns Ringkobing ausgesucht, das ein ganzes Stück nordwestlicher liegt. Ringkobing soll noch sein altes Stadtbild bewahrt haben, was wir uns ansehen wollen, von dort aus wollen wir auf dem schmalen Landstrich zwischen dem gleichnamigen Fjord und der Nordsee wieder Richtung Süden fahren. Also machen wir uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg, Felix darf, oder muss heute mit fahren, da es eine längere Fahrt werden wird.

Wir fahren also runde 150 km nordwestlich, sehen unterwegs wieder, dass Dänemark, zumindest hier in Jütland, sehr viel Landwirtschaft hat. Überall bewirtschaftete Felder, überall Kühe und Pferde auf den Weiden und viele große Bauerngehöfte, die weit verstreut sind. Die Straßenränder blühen, teils recht bunt, da nicht alles abgemäht wird – es sieht schön und streckenweise richtig verträumt aus. Die Straßen sind oft lang und gerade gezogen, erinnert mich an Amerika, obwohl man diese beiden Länder sicher nicht miteinander vergleichen kann. Ich wundere mich über die schwache Bevölkerungsdichte, da erklärt mir Dieter, dass es nur rund 5,5 Mio. Dänen gäbe, was mich wundert. Das erklärt mir dann aber, dass es so viel „Freiraum“ hier gibt, bei uns in Deutschland gibt es nicht so viel Natur, wir haben im Verhältnis viel mehr Bebauung und Ortschaften.

In Ringkobing angekommen stellen wir fest, dass hier viele deutsche Touristen sind und dass überall deutsch gesprochen wird, auch in den Geschäften, mehr  als in unserem Feriengebiet. Die kleine Stadt ist wirklich noch schön erhalten und macht einen gemütlichen Eindruck auf uns. Wir finden ein italienisches Restaurant mit einem schönen und gemütlichen Hinterhof, dort lassen wir uns nieder und genehmigen uns zwei Pizzen. Die schmecken super gut, sind allerdings so groß, dass ich meine nicht ganz schaffe. Danach bummeln wir noch durch den Ort, der überraschend viele Geschäfte hat und schauen uns natürlich den Hafen an.

Wir fahren weiter und sind auf diese schmale Landzunge gespannt, ich freue mich darauf, am Nordseestrand etwas entlang zu laufen.

Dann kommen wir in das Gebiet, fahren also zwischen dem Ringkobingfjord und der Nordsee in Richtung Süden.

Die Nordsee kann man allerdings vom Auto aus nicht sehen, da es ein großes Dünengebiet ist und als wir einen Leuchtturm sehen (hurra, ein LeuchtturmJ), parken wir dort, um an das Meer zu laufen.

 

Schnell stellen wir fest, dass der Weg etwas weiter durch die Dünen geht und unser Felix scheint nicht laufen zu wollen. Da er ein Problem mit seinen Knochen hat, wollen wir ihm das dann doch nicht zumuten und so geht Dieter weiter in Richtung Meer, ich entschließe mich schweren Herzens, mit Felix zum Auto zurück zu gehen, auf meine geliebte Nordsee zu verzichten. Wir können ja diese Woche noch einmal an die Nordsee fahren, an eine nähere Stelle und Felix zu Hause lassen. Mir fällt da auch schon Ribe ein, die älteste Stadt von Dänemark, die wir vor zwei Jahren bereits besucht hatten und die uns sehr gut gefiel. Ribe liegt ganz nah an der Nordsee, dürfte nur ca. 50-60 km von uns entfernt sein,  also können wir das miteinander verbinden, ohne Felix.

Dieter kommt dann zurück und hat schöne Fotos von dem Leuchtturm und der Nordsee gemacht.

Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht ans Wasser gehen konnte, aber ich denke daran, dass wir das nachholen können.

Dann fahren wir weiter durch dieses riesengroße Dünengebiet, kommen an mehreren Ortschaften vorbei, bzw. Touristengebieten. Alle Häuser sind wundervoll in die Landschaft integriert, sie stören nicht, viele Häuser scheinen zwischen den Dünen ganz versteckt. Die Landzunge ist ca. 30-40 km lang, irgendwann kommen wir an eine Brücke, es ist die einzige Stelle, an der der Fjord mit der Nordsee verbunden ist. Dort ist reges Treiben, ich sehe einige Touristengeschäfte, wir verzichten aber auf einen Stopp, wegen Felix, denn es ist mittlerweile so warm geworden, dass wir ihn nicht im Auto zurück lassen könnten, was in Ringkobing noch möglich war.  Also wieder kein Mitbringsel.

Auf dem Weg zur Autobahn Esbjerg – Kolding durchfahren wir noch ein paar Kleinstädte, in denen überall reges Treiben herrscht, wir sehen mehr Geschäfte und mehr Restaurants. Uns kommt es so vor, dass in dem Gebiet um die Nordsee mehr los ist, an der Ostsee geht es ruhiger zu.

 

Unterwegs nimmt die Bewölkung wieder zu, aber am Abend, zu Hause in unserem Ferienort, lockern die Wolken auf, wir sehen später sogar ein leichtes Abendrot.

Wir sind müde und gehen früh zu Bett.

 

Mittwoch, 9.6.2010

 

Irgendwann in der Nacht höre ich starken Regen, ich drehe mich auf die andere Seite und denke mir, dass das in der Früh ja ganz anders aussehen kann. Das Prasseln des Regens auf das Dach über mir hört sich irgendwie schön und beruhigend an, es gefällt mir, obwohl ich uns für den Tag keinen Regen wünsche.

Als wir am Morgen aufwachen, regnet es immer noch, nicht mehr so stark, aber immerhin raubt es uns die Unternehmungslust. Die Bewölkung ist stark und sehr dicht, es sieht nicht so aus, als würde das Wetter sich bald bessern L So schlafen wir länger und später relaxen wir in unserem Ferienhaus, Dieter liest und ich schreibe an meinem Reisetagebuch.

Am frühen Nachmittag fahren wir nach Haderslev, denn mir ist ein kleines Geschäft eingefallen, das schöne Dekoartikel verkauft. Da ich auf der Suche nach schönen Dingen bin, möchte ich gerne dort hin, in der Hoffnung, endlich etwas zu finden, vor zwei Jahren jedenfalls wurden wir dort fündig.

 

Der Regen hat aufgehört, es ist zwar trüb, aber recht mild.

Als wir in Haderslev sind, finden wir auch gleich wieder dieses kleine Geschäft – aber… ja, genau, es hat geschlossen heute! Das ist aber auch verflixt dieses Jahr, dabei ist es mir so wichtig, immer etwas Schönes, Dekoratives aus dem Urlaub mitzubringen. Wir lesen, dass es nur von Donnerstags bis Samstags geöffnet hat, also ab morgen. Ob wir aber noch einmal hierher kommen, ist die große Frage, also gehen wir weiter durch die Fußgängerzone und finden noch ein zweites Geschäft, an das ich mich dann auch wieder erinnere. Dort finde ich zwar nicht DAS Mitbringsel, aber immerhin ein paar Kleinigkeiten, die wir in unser renoviertes Bad zu Hause stellen können. Wenigstens etwas!

Es bleiben ja noch zwei Tage und da wir morgen, oder übermorgen nach Ribe fahren wollen, freue ich mich auf ein Geschäft, in dem wir damals zwei sehr schöne, alte Fotorahmen aus weißem Holz gefunden haben.

 

Wir wollen den Dom in Haderslev besichtigen, aber wie vor zwei Jahren, ist er geschlossen, was wir für schade empfinden, wir hätten sehr gerne einmal hinein geschaut und die Atmosphäre aufgenommen. Außerdem bin ich auch in Kirchen immer auf Motivsuche für meine Fotosammlung, denn für meine Gedichte, die ich ja schreibe, kann ich immer so etwas verwenden. Ab und zu mache ich gerne Fotogedichte, da kann ich nie genug Fotos und nie genug verschiedene Motive haben.

Nun, wir können leider nicht hinein, so suchen wir noch ein Café auf und genehmigen uns ein Stück wundervoll schmeckende Himbeertorte, die einfach auf der Zunge zergeht.

Dann fahren wir zurück nach Gronninghaved Strand.

Ich stelle fest, dass heute ein irgendwie unwirklicher Tag ist, ein stiller Tag, an dem sich nichts zu bewegen scheint. Die Natur scheint in Ruhe verfallen zu sein, es ist sehr trüb, recht mild, fast gespenstisch. Das gegenüberliegende Ufer von Fünen kann man wieder nicht sehen, es scheint im Trüben verschwunden zu sein. „Meine“ Möwe sitzt auf „ihrem“ Schornstein, heute auch viel länger, als sonst. Auch sie spürt diese Unwirklichkeit und scheint vor sich hin zu dösen.

Ab und zu mag ich solche Tage, denn sie haben ihren eigenen Reiz, ich kann so etwas genießen. Vor Monaten empfand ich genau so einen Tag zu Hause und musste ihn in Gedichtform fest halten. Ein Tag, an dem die Zeit völlig egal zu sein scheint! Auch solche Stimmungen soll man positiv in sich aufnehmen!

 

Am Abend, als ich mit Felix noch eine kleine Runde gehe, höre ich zum ersten Mal, seit wir hier sind, die Wellen ans Ufer schlagen. Es ist fast windstill, aber das Meer scheint unruhig zu sein, von der Terrasse aus sehe ich dann auch die Wellen auf der Ostsee, das Rauschen klingt einfach wunderbar.

Leider hat Dieter eine sehr schlechte Nacht, denn ganz urplötzlich bekam er starke Bauchkrämpfe, das kenne ich nicht bei ihm. Es geht ihm nicht gut, er muss sich sogar erbrechen, wir können uns das nicht erklären, da wir nichts Außergewöhnliches gegessen, bzw. getrunken haben. Wir haben auch das Gleiche gegessen, sodass es nicht sein kann, dass er etwas zu sich genommen hat, was verdorben war. Wir sind drauf und dran, in ein Krankenhaus zu fahren, weil er starke Schmerzen hat und wir nicht wissen, was es sein könnte. Irgendwie aber schlafen wir in den frühen Morgenstunden dann doch beide ein. Ein paar warme Umschläge, krampflösende Tabletten, die ich für meine Galle immer dabei habe, wohl auch die Bettwärme, haben etwas geholfen.

 

Donnerstag, 10.6.2010

 

Heute Morgen höre ich es erneut stark regnen, als ich aufwache. Dieter schläft, ich bin froh darüber und hoffe, dass es ihm besser geht. In der Nacht habe ich schon überlegt, ob wir, zwei Tage verfrüht, schon nach Hause fahren sollen, ich will aber abwarten, wie es ihm geht und was er dazu meint.

Als Dieter wach wird, sind seine Schmerzen leichter, aber immer noch da, als er dann aufsteht, sind sie recht schnell wieder stärker, also müssen wir zu einem Arzt. Da wir keine Adresse eines Arztes finden, müssen wir warten bis um 10 Uhr die Touristenbüros, bzw. das Dansommerbüro öffnet, die sind dann auch sehr freundlich und hilfsbereit, machen sogar den Termin bei einem Arzt für uns aus.

Als wir in der Praxis ankommen, werden wir sehr freundlich, wieder in Deutsch, empfangen, alles ist sehr ungezwungen und wirkt viel freier und offener, als bei uns. Dieter wird geduzt, das haben wir übrigens gelesen – alle Dänen duzen sich, es gibt nur ein paar kleine Ausnahmen.

Der Arzt ist ein junger, sportlicher Mann in Jeans und Polohemd, wirkt auf Anhieb vertrauenerweckend auf uns, wir fühlen uns wohl, soweit man das sagen kann, wenn man zum Arzt gehen muss. Er meint dann, dass es nichts Schlimmes sei und diagnostiziert eine „Forstoppeling“, wie ich auf dem Rezept lesen kann, ich übersetze es ins Deutsche als: Verstopfung. (Wieder so ein Dänisches Wort, das mir ein Schmunzeln auf die Lippen bringt).  Er meint, das käme im Urlaub oft vor, besonders bei Männern, weil man mehr isst und sich weniger bewegt, der Darm würde dann träge werden. Er selbst würde immer diese Tropfen mit in Urlaub nehmen, die er Dieter dann verschreibt. Das habe ich noch nie vorher gehört, scheint aber so zu sein. Wir sind froh, dass es nichts Schlimmes ist, toi, toi, toi!

 

Dann fahren wir nach Christiansfeld in die Apotheke und anschließend schnell zurück in unser Ferienhaus, denn Dieter geht es nicht gerade gut. Er nimmt dann die Tropfen und legt sich ins Bett. Für mich bedeutet das, dass ich mir die Zeit alleine vertreiben muss – und das bei dem Wetter, denn heute scheint es nur einmal zu regnen, nämlich den ganzen Tag.

Mit Felix laufe ich dann zum Strand, mit Regenschirm natürlich, so hat er seinen kleinen Auslauf und ich kann auch etwas durchatmen, denn die Nacht war doch recht hart für uns, kaum geschlafen, man hat immer Angst, was auf einen zu kommt.

 

Die Ostsee ist noch etwas bewegter, als die Tage zuvor, aber nicht mehr so stark, als gestern Abend. Natürlich ist gar nichts los hier, wie sollte es auch? Alles ist trist und trübe und nass – also zurück in die warme Wohnung, denn ich habe die Heizung angemacht, bevor ich mit Felix raus ging.

Tja – und nun sitze ich hier und schreibe an diesem Reisetagebuch.

Es scheint nicht mehr viel zum Schreiben zu geben, denn die beiden letzten Tage fallen offensichtlich ins Wasser, ich glaube nicht, dass Dieter noch viel unternehmen will, heute geht mal gar nichts – und morgen müssen wir erst einmal sehen.

 

Eigentlich wollten wir noch nach Ribe und an die Nordsee, dann am Freitag nach Fredericia, das ungefähr 50 km nördlicher von uns liegt. Diese kleine Stadt soll sehr schön sein, noch teilweise alte Stadtmauern haben, noch Wehranlagen usw. Das hätten wir uns noch gerne angesehen, ich denke, daraus wird nichts mehr werden. Nun, man muss es nehmen, wie es kommt, viel wichtiger ist es, dass es Dieter hoffentlich bald besser geht!

Mit meinen Fotos von einem Sonnenaufgang wird es auch nichts mehr, denn bei dieser Witterung kann man keine Sonne aufgehen sehen – diese Fotos muss ich mir ebenfalls abschminken.

Ich hoffe nun, dass es morgen wenigstens besseres Wetter wird und man raus auf die Terrasse kann, das wäre besser, als nur im Haus zu bleiben. Wir können aber sehr froh sein, dass wir ein so schönes und großes Haus haben, gerade in solchen Situationen schätzt man das erst wirklich.

Gerne würde ich noch einmal saunieren, aber alleine macht es nicht wirklich Spaß, so lasse ich es sein und hoffe, dass wir das morgen noch einmal zusammen genießen können.

 

Freitag, 11.6.2010

 

Es regnet – und wie, alles ist nur noch grau in grau, man sieht kaum noch einen Unterschied zwischen der Ostsee und dem Himmel, sie scheinen nahtlos ineinander über zu gehen. So ein Mist, also nichts mit Terrasse heute. Dieter geht es aber Gott sei Dank besser, zuerst jedenfalls. Bald stellen sich aber wieder die Schmerzen ein und wir entscheiden, noch einmal zum Arzt zu fahren. Der schaut ihn sich noch einmal an und erhöht die Dosis der Tropfen. In der Gegend wäre ein Virus unterwegs, der genau diese schmerzhafte Verstopfung verursacht, mein er. Wir müssten keine Angst haben, es würde bald besser werden. Er verschreibt uns noch einmal die Tropfen, damit sie auch reichen, also wieder nach Christiansfeld in die Apotheke, dann fahren wir zurück.

Wir entschließen uns, heute noch nach Hause zu fahren, bzw. die halbe Strecke und irgendwo auf der Höhe von Hannover zu übernachten. Also packen, was wir in Ruhe tun und als wir alles verstaut haben, fahren wir um 15 Uhr los, es regnet schon wieder und ist beinahe neblig, alles was weiter weg ist, scheint irgendwie im Dunst zu verschwinden.

 

Wir hoffen auf besseres Wetter, wenn wir ein Stück gefahren sind, aber ganz im Gegenteil, es regnet, wird noch trüber und als wir in Deutschland sind, scheint die Welt unter zu gehen. Es regnet so stark, dass wir auf der Autobahn langsam fahren müssen, weil man fast nichts mehr sieht. Dicke, schwarze Wolken ergießen sich über uns. Lkw`s zu überholen ist lebensgefährlich, denn man sieht so gut wie nichts, durch die Wassermassen, die sie aufwirbeln.

 

Dann geht es Dieter plötzlich wieder schlechter, wir halten an einer Raststätte, aber er kann nichts essen, er will schnell weiter, was wir dann auch tun. Am Stadtrand von Hamburg fahren wir dann einfach von der Autobahn ab, um ein Hotel zu suchen, weil er nicht mehr sitzen kann vor Schmerzen. Wir finden auch sofort ein gutes Hotel und bekommen auf Wunsch ein Zimmer im Parterre, wegen Felix ist das besser. Das Zimmer hat ein Fenster, das fast bis zum Boden geht, man kann wunderbar durch das Fenster ein- und aussteigen, was gut ist, dann brauche ich mit Felix nicht immer den langen Gang und dann durch die Rezeption.

Dieter legt sich sofort schlafen – und was mache ich? Nun, ich laufe mit Felix fast eine Stunde, immer in der Nähe des Hotels, Gott sei Dank kann man hier wunderbar mit dem Hund gehen. Der Regenschirm hält zwar meinen Kopf und Oberkörper trocken, aber die Hosenbeine werden nass. Ich habe aber Angst, dass er ins Zimmer pieselt, weil er das seit einem guten halben Jahr macht, wenn man nicht aufpasst, dass er immer rechtzeitig raus kommt. Das hätte er früher NIE gemacht, aber jetzt mit seinen 13 Jahren blickt er offensichtlich nicht mehr ganz durch, denn wenn wir nicht aufpassen, dann macht er in die Wohnung. Ich habe gelesen, dass das bei alten Hunden öfter vorkommt und dass man nicht mit ihnen schimpfen soll, sie können nichts dafür – tja, wir werden auch mal alt, wer weiß, was wir dann anstellen!!!

Im Ferienhaus hatten wir Laminatböden, zwei-, oder dreimal hat er rein gepieselt, das war aber gut aufzuwischen und demzufolge eigentlich kein Problem.

Hier im Hotelzimmer liegt Teppichboden, das habe ich mit Schrecken festgestellt – und deswegen bin ich dann auch fast eine Stunde mit ihm gelaufen, aber er hat mir nicht den Gefallen getan und sich entleert. Also – rein ins Zimmer und ja schön aufpassen, dass er nichts macht. Etwas später, als ich ihm sein Futter gegeben habe, bin ich wieder mit ihm durchs Fenster raus – und gleich hat er dann gepieselt. Jetzt hoffe ich nur noch, dass er die Nacht und am frühen Morgen nichts rein macht!

Dieter wacht ab und zu auf, es geht ihm etwas besser, aber er ist schlapp und schläft immer sofort wieder ein. Ich habe jetzt Angst, dass es ihm morgen nicht besser geht, denn mit diesen Schmerzen kann er nicht im Auto sitzen, zumindest nicht lange – und wir haben noch einige Stunden zu fahren.

 

In der Ferienwohnung habe ich noch ein paar Brötchen gemacht, einfach mal so, für alle Fälle – eines davon esse ich jetzt und bin froh, dass ich es habe. Ach ja, Zimmerservice wäre auch möglich gewesen, aber na ja.

Ich habe mir an der Rezeption zwei Std. Internetzugang gekauft (10 €!), so kann ich wenigstens etwas tun und meine E-Mails checken, meine HP kontrollieren, in mein geliebtes Forum schauen usw.

So – jetzt hoffe ich auf Morgen!

 

Samstag, 12.6.2010

 

Schon recht früh wache ich auf, nachdem ich fast die halbe Nacht wach gelegen habe und einfach nicht schlafen konnte. Ich glaube, ich hatte ständig im Hinterkopf, dass ich aufpassen muss, falls Felix „rührig“ wird, man ist doch blöd, anstatt zu entspannen und den Schlaf der Gerechten zu schlafen!!!

Natürlich war da auch die Angst, dass es Dieter schlechter geht, denn so ganz genau wussten wir ja nicht, was er nun hat. In der Nacht gehen einem sowieso oft die schrecklichsten Dinge durch den Kopf, Dinge, über die man am Tage lachen muss. Man weiß es – und trotzdem verfällt man immer wieder diesem Phänomen.

Auf jeden Fall gehe ich ins Bad und anschließen klettere ich wieder mit Felix durch das Fenster. Wir müssen nur ein paar Schritte gehen und er entleert sich.

Dieter wurde derweilen auch wach, es geht ihm besser und so machen wir uns um 8:30 Uhr auf den Weg, frühstücken wollen wir an einer Raststätte. Irgendwann finden wir auch eine, frühstücken dort und fahren gleich wieder weiter, denn jetzt wollen wir auf dem schnellsten Weg nach Hause. Dieter muss noch einmal Tropfen nehmen, weil leichte Schmerzen einsetzen, es scheint aber insgesamt besser zu werden.

 

Es lässt sich gut fahren, es ist gerade so viel Betrieb auf der Autobahn, dass das Fahren Spaß macht, ich fahre die ganze Strecke, damit Dieter sich entspannen kann, denn leichte Schmerzen sind ja wieder da. Mit viel Kaffee schaffe ich das auch, immerhin hatten wir doch noch ca. 600 km zu fahren.

Irgendwann am Nachmittag sind wir dann zu Hause und nun muss das Auto wieder ausgepackt werden L

Alles, was man vor zwei Wochen so gerne eingepackt hat, in Dänemark ausgepackt, am Urlaubsende wieder eingepackt, das darf man jetzt wieder auspacken… gehört eben zum Urlaub.

 

Es ist auch wieder schön, zu Hause zu sein, wir stellen  immer wieder fest, dass man sehr gerne in Urlaub fährt, auch mit einem weinenden Auge am Ende Abschied vom Urlaubsort nimmt, man aber doch wieder gerne zu Hause ist. Alles kommt einem irgendwie neu und schöner vor, das geht mir jedenfalls immer wieder so. Auch freue ich mich an meinen Blumen auf der Terrasse und im Garten, die in voller Blüte stehen mittlerweile.

Leider war hier vor zwei Tagen ein gewaltiges Unwetter mit Sturm, Hagel und mächtigem Regen, wie man uns erzählt - und so sehen Terrasse und Garten auch aus. Zum Glück hat es uns aber nur einen Hortensienstrauch verhagelt, der kann sich wieder erholen, es wird aber ein paar Wochen dauern, bis er neue Blüten haben wird. Die anderen Hortensien und alle Rosen sind so gut wie unversehrt. Wie ich aber sehe, wartet viel Arbeit, bis wir alles wieder gesäubert haben.

 

Dieter braucht ab sofort keine Tropfen mehr, es scheint doch „nur“ ein Virus gewesen zu sein, bzw. diese seltsame Ferienkrankheit, die mit Darmverstopfung einhergeht und meistens Männer befällt, wie uns der Arzt in Dänemark sagte.

 

Ich lasse am Abend den Urlaub noch einmal Revue passieren, es waren zwei schöne Wochen, (bis auf die beiden letzten Tage), die für uns sehr erholsam waren, genau so, wie wir es uns vorgenommen hatten.

Früher musste ich immer in Bewegung sein, das heißt, ich musste immer unterwegs sein im Urlaub, weil ich Angst hatte, dass ich etwas verpasse, dass ich im fremden Umland bin und etwas nicht sehe, was sehenswert ist. Es trieb mich immer um, diesmal jedoch hatte ich mir, bzw. hatten wir uns vorgenommen, zu relaxen – und das ist uns gelungen.

 

Dänemark hat mir wieder absolut gut gefallen und die Dänen selbst sind mir noch sympathischer geworden, als damals, vor zwei Jahren. Ich denke auch, dass wir irgendwann einmal wieder einen Urlaub in Dänemark verbringen werden.

 

© Eleonore Görges

Mai/Juni 2010